Am 3. Mai 2013 ist des deutschen Rappers Fler`s Album „Blaues Blut“ in die österreichischen Charts eingestiegen. Platz 5, gerade einen Rang vor der wieder aufgewärmten „Feinde deiner Feinde“ – Suppe der Frei.Wild. Auf you tube schlägt er diese um Längen: Innert 5 Tagen wurde das erste Video, „Echte Männer“, fast 200 000 Mal abgerufen. Und auch inhaltlich hat es der Track in sich. Fler singt ein Loblied auf alles was er für „hart“ hält. Als Statisten stehen die Hells Angels im Video rum; für die in der Naziszene beliebte Kleidermarke „Thor Steinar“ wird unverschämt product placement betrieben. Weitere – mutmaßlich echte – Männer unterstützen Fler reimend. Neben Silla wäre da G-Hot, der sich nun Jihad nennt… klingt doch gleich härter, oder? G-Hot/Jihad gelang es schon 2007 für Öffentlichkeit zu sorgen, weniger ob seiner unbeholfenen Reimkunst, sondern wegen einer in dieser vorgetragenen Hass- und Vernichtungswunschorgie gegen Homosexuelle namens „Keine Toleranz“. Die ging so:
„Wir dulden keine Schwuchteln! Vertreibt sie aus dem Land! Raus!!! (…) Verpisst euch Ihr Hurensöhne!! Gott schuf Adam und Eva, nicht Adam und Peter. Ich glaube fest daran und das war auch kein Fehler! Was ist geschehen? Ihr lasst euch von Schwulen regieren, was soll noch kommen, was soll in Zukunft passieren? Männerehen; und Schwuchteln die Mädchen erziehen, meiner Meinung hat so was kein Leben verdient. Man sollte Schwule in den Medien verbieten. Aus meiner Gegend wird diese Szene vertrieben. Ihr seid der Grund warum die Väter aussterben, falsch gepolt und steht wie Mädchen auf Pferde. Eine Schande für den Mann, in den Po gefickt. Deine Eltern schämen sich dass du ein Homo bist. Ich geh mit 10 MGs zum CSD und kämpf für die Heten die auf Mädchen stehen. Seid wie ein Mann und zeigt dass ihr keine Toleranz habt, haltet zusammen und schneidet denen den Schwanz ab.“
Der Typ ist also nachgerade prädestiniert für eine Zusammenarbeit mit Fler. In diesem Sinne geht es auch in ihrem aktuellen „Echte Männer“-Track zur Sache:
„Ich bin (…) ein Nichtsnutz, der deiner Freundin morgens Whiskey ins Gesicht spuckt. Maskulin, Dominanz, dicke Eier, harter Schwanz. Ich behandle deine Frau wie Scheiße jeden Tag (…) DNA reinrassig, ihr ganzen schwulen Rapper seit zweitklassig.“ Und so weiter, und so fort.
So nebenbei: Das erste Video von „Blaues Blut“ namens „Pheromone“ wurde in Wien von Nazar gedreht, einem Rapper, der dieser Tage mit dem höchsten österreichischen Musikpreis, dem „Amadeus“ ausgezeichnet wurde. Neben der normalen Version drehte der zeitweise ORF-Mitarbeiter („Blockstars“) eine Porno-Version für einschlägige Internet-Portale. Auch der gute alte Jihad war wieder mit von der Partie.
Warum ich über den Müll schreibe? Es gilt schon, zu zeigen, dass das Problem rechter Jugendkulturen sich nicht in Frei.Wild und ein paar Skinheads erschöpft. Bei weitem nicht. Wir sind konfrontiert mit einer Flut musikalischer „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeiten“. Rassismus, Sexismus, Homophobie, Antisemitismus, national-konservatives Geschwafel und dergleichen sind in vielen Szenen verbreitet und akzeptiert. Die antifaschistischen, demokratischen und humanistische gesonnenen Menschen müssen sich diesen Problem in seiner Gesamtheit stellen; und eben genau das passiert oft nicht, wenn alle glauben, mit dem einen oder anderen abgedrehten Konzert sei die Welt in wieder im Lot.
Thomas Rammerstorfer