Interview zu Antisemitismus bei muslimischen Jugendlichen

Anmerkung: Sorry, ich habs schlicht und ergreifend vergessen wer das Interview mit mir gemacht hat. Wenns wer weiß bitte melden;)

Wie weit verbreitet ist der Antisemitismus unter muslimischen Jugendlichen in Österreich?

Die Ablehnung Israels ist eines der wenigen Themen, mit denen man in der Türkei Konsens erzielen kann. Ob TürkInnen oder KurdInnen, Rechte oder Linke, Säkulare oder streng Gläubige: Man hat ja nur Israel, das am ehesten als gemeinsames Feindbild taugt.

Bleibt das gleich oder ist die Tendenz steigend?

Empirisch belegbar ist das nicht. Meine Meinung: Antisemitismus als Krisenerklärungsmuster – als „Antikapitalismus für Dumme“ – wird sicherlich tendenziell gestiegen sein. Allerdings auch bei nicht-muslimischen Menschen. Dafür ist der Nahostkonflikt etwas in den Hintergrund geraten.

Welchen „Migrationshintergrund“ haben die Jugendlichen?

Ich beschäftige mich mit Jugendlichen türkischer bzw. kurdischer Herkunft. Ich weiß aber z. B. vn einem befreundeten Streetworker, der mit albanischen Kids arbeitet, dass da die Verbreitung antisemitischer Vorurteile und Hirngespinste auch stark ist.

Sind es Buben wie Mädchen gleichermaßen?

Dazu kann ich keine Angaben machen. Im Vordergrund stehen natürlich bei politischen Äußerungen mehr Buben.

Woher kommen die Ressentiments?

Internet, vor allem Bildchen und Videos, die via web2-Produkten verbreitet werden, aber auch ganze Kinofilme. Die Grauen Wölfe hatten im Frühjahr 2013 etwa für Vorstellungen ihres Propaganda-Filmes „Ülkücüler“ Kinosäle in ganz Österreich angemietet. Natürlich gibt es auch die organisierte Vereinslandschaft, wobei ich nicht beurteilen kann inwieweit hier organisiert Antisemitismus verbreitet wird. 

Welche Rolle spielen diverse Vereine (Milli Görüs), die Grauen Wölfe oder Moscheen?

Welche Rolle spielt das Internet – Soziale Medien und diverse Foren?

Ich beobachte die web2-Seiten, vor allem auf facebook, der Grauen Wölfe wie der Milli Görüs. Da lässt sich feststellen, bei den Wölfen überwiegt die Propaganda gegen KurdInnen und ArmenierInnen, bei den Milli Görüs gegen Israel bzw. die Jüdinnen und Juden.

Auf den in etwa 10 oberösterreichischen facebook-Gruppen von MG wird häufig offen die Hamas glorifiziert; Propagandabildchen und Videos, die den bewaffneten Kampf gegen Israel und die USA verherrlichen, sind leider Alltag. Auch tschetschenische Islamisten wie Bassajew, der für viele Massaker an insgesamt tausenden ZivilistInnen verantwortlich war, werden offen als Helden genannt.

Was wissen die Jugendlichen über die jüdische Religion und über den Holocaust?

Das Thema spielt keine große Rolle, glaube ich. Man wird in der Schule damit konfontiert, ich glaube aber da steht mehr so eine „Was geht uns das an“-Haltung im Vordergrund. Generell ist das Interesse an österreichischer Geschichte und Politik ja nicht sehr ausgeprägt; es interessiert ja nicht mal die „österreichischen“ Jugendlichen sonderlich.

Wie gefährlich ist dieser Antisemitismus? Gewaltbereitschaft?

Welche Maßnahmen sind zu ergreifen, wie kann man hier aufklären?

Eine erste Maßnahme ist einfach: Hören wir mal auf, Gruppen wie MG oder die GW zu unterstützen. Offen rechtsextreme, antidemokratische Gruppen – nicht nur die GW oder MG, auf deutsch/österreich-nationalistischer Seite  etwa der RFJ – werden mit Steuergeldern gefördert. Das ist Irrwitz. Allein in Linz wurden die GW von 2008 bis 2011 mit 7700 Euro gefördert und dazu noch logistisch unterstützt: Etwa haben sie 2009 ein Konzert im Rathaus veranstaltet.

Natürlich wären auch Bildungsmaßnahmen in den Schulen wichtig, um auch Menschen mit Migrationshintergrund seriös über Geschichte und Politik ihrer Herkunftsländer zu informieren. Und natürlich ist es oft die rassistische Ausgrenzung durch die „Einheimischen“, die die Kids in die Arme rechter Gruppen treibt. Wenn dir die einen vermitteln, dass du Abschaum bist, und die anderen, du seihst der Mittelpunkt des Universums und Angehöriger einer überlegenen Rasse/Religion, mit wem wirst du wohl abhängen?

Besonders wichtig fände ich es, den muslimisch-jüdischen Dialog zu fördern, www.mjconference.de leistet hier schon Pionierarbeit.

Besonders interessant finde ich noch, dass viele junge Muslime scheinbar überzeugt sind, Hitler wäre ein Moslem gewesen („Das Biber“ berichtet in seiner aktuellen Ausgabe) – dies würde auch im Netz diskutiert werden. Haben Sie hier Erfahrungen?

Nein. Mir hat nur mal eine Muslima – eine österreichische Konvertitin übrigens – gesagt, Hitler sei Jude gewesen…