Archiv für den Monat: März 2015

Für eine klare Abgrenzung von den rechtsextremen „Grauen Wölfen“

OÖ. NETZWERK GEGEN RASSISMUS UND RECHTSEXTREMISMUS Linz, 18. März 2015

Herrn Bürgermeister
MMag. Klaus Luger
Linz
Per E-Mail klaus.luger@mag.linz.at

Für eine klare Abgrenzung von den rechtsextremen „Grauen Wölfen“

Sehr geehrter Herr Bürgermeister!

Schon seit Jahren wird innerhalb wie außerhalb der Sozialdemokratie immer wieder Kritik am Naheverhältnis der Linzer SPÖ-Spitze zum Verein „Avrasya “ laut. Dieser Verein gibt sich einen demokratischen und integrationsfördernden Anschein. Tatsächlich ist er eine Organisation der „Grauen Wölfe“, türkischer Rechtsextremisten, die in ihrer ultranationalistischen Propaganda u.a. gegen Juden, Kurden, Armenier und Linke hetzen. In der Türkei treten die „Grauen Wölfe“ unter der Bezeichnung „Nationalistische Bewegungspartei“ (MHP) auf.
Der derzeitige „Avrasya“-Vorsitzende Davut Güvenç ist direkt bei der MHP angestellt. Im April 2012 war MHP-„Führer“ Devlet Bahçeli in Linz zu Gast und wurde von „Avrasya“ mit größter Ehrerbietung empfangen. Die „Avrasya“-Jugend hat eine antisemitische Karikatur verbreitet, in der ein Hund mit Davidstern vor einem türkischen Wolf zittert. Die „Grauen Wölfe“ sympathisieren offenkundig mit der Terrormiliz „Islamischer
Staat“: Der Linzer „Avrasya“-Aktivist Kamil Sezer wünschte auf Facebook jedem kurdischen Widerstandskämpfer in Kobane (Ain-al-Arab), dass er „qualvoll verreckt“. 2012 erschien das Buch „Grauer Wolf im Schafspelz – Rechtsextremismus in der Einwanderungsgesellschaft“. Es wurde von den Experten Thomas Schmidinger, Thomas Rammerstorfer, Kemal Bozay und Christian Schörkhuber verfasst und von der Volkshilfe herausgegeben. In diesem Buch wird die Hass-Ideologie der „Grauen Wölfe“ umfangreich belegt und vor jeder Zusammenarbeit mit ihren Organisationen
gewarnt.
Die Linzer SPÖ-Spitze blieb „Avrasya“ trotzdem freundlich gesinnt. Ein Block dieser rechtsextremen Organisation nahm weiterhin am jährlichen 1.-Mai-Aufmarsch der Linzer Sozialdemokratie teil und wurde von der Tribüne herab begrüßt. Das war auch
2014 der Fall.
Im Oktober 2014 wurden auf einer internen Facebook-Seite der türkischen Rechtsextremisten Fotos veröffentlicht, die Sie, Herr Bürgermeister, und den Linzer Integrationsstadtrat Stefan Giegler (SPÖ) bei einem Besuch im Linzer „Avrasya“-Lokal zeigen.
Proteste waren die Folge. Im November 2014 hat der Bundesparteitag der SPÖ beschlossen, die SPÖ werde gegen jede Unterstützung der „Grauen Wölfe“ und ihrer Vorfeldorganisationen sowie gegen jede Zusammenarbeit konsequent vorgehen. Ungeachtet dieses eindeutigen Beschlusses hat Integrationsstadtrat Giegler (SPÖ) im Dezember 2014 den Linzer Integrationsbeirat neu bestellt (dieser wird ja nicht gewählt) und dabei wieder einen Vertreter von „Avrasya“ zum Beiratsmitglied ernannt. So wird ignoriert, dass das ultranationalistische Gedankengut der „Grauen
Wölfe“ das genaue Gegenteil von Integration darstellt. Ein Gedankengut, das sich unter türkischstämmigen Jugendlichen gefährlich ausbreitet.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Wir Unterzeichnerinnen und Unterzeichner dieses Briefes sind bestürzt, dass verantwortliche Politiker der drittgrößten Stadt Österreichs ein Naheverhältnis zu einer rechtsextremen Organisation pflegen und sie nach Kräften fördern. Wir richten an Sie als Bürgermeister und Linzer SPÖ-Vorsitzenden den dringenden Appell, nicht länger unter dem Deckmantel des „Dialoges“ über menschenverachtende
Hetzpropaganda hinwegzusehen.
Sorgen Sie für eine klare Abgrenzung der Stadt Linz und der Linzer SPÖ von den rechtsextremen „Grauen Wölfen“ und ihrer Organisation „Avrasya“: Beenden Sie jede Unterstützung und jede Zusammenarbeit! Damit entsprechen Sie auch dem Bundesparteitagsbeschluss Ihrer Partei.

Dieser Brief ergeht abschriftlich an SPÖ-Bundesvorsitzenden und Bundeskanzler Werner Faymann sowie an den oö. SPÖ-Landesvorsitzenden und Landeshauptmannstellvertreter Reinhold Entholzer.

Mit freundlichen Grüßen

Wilhelm ACHLEITNER, Leiter des Bildungshauses Schloss Puchberg
Nuray BAHÇETEPE, Vorstandsmitglied der Welser Initiative gegen Faschismus
Maxi BLAHA, Schauspielerin
Bert BRANDSTETTER, Präsident der Katholischen Aktion Oberösterreich
Erwin BUCHINGER, Bundesbehindertenanwalt
Ferhat BÜYÜKDEMIRCI, Sprecher der Taksim-Initiative Linz
Emine CEK, Obfrau des Dachverbandes der kurdischen Vereine (Feykom OÖ)
Erdal CÖRDÜK, Vorstandsmitglied der Föderation demokrat. Arbeitervereine (DIDF)
Ali DEMIR, Obmann des Alevitischen Kulturvereines Perg
Zafer DEMIRBILEK, Obmann des Vereines der demokratischen Rechte
Oskar DEUTSCH, Präsident des Bundesverbandes Israelitischer Kultusgemeinden
Dursun DINLER, Obmann des Alevitischen Kulturvereines Wels
Helmut EDELMAYR, Abgeordneter zum OÖ. Landtag a.D.
Robert EITER, Sprecher des OÖ. Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus
Raimund FASTENBAUER, Generalsekr. des Bundesverbandes Israelit. Kultusgemeinden
Marko FEINGOLD, Überlebender des KZ Auschwitz
Peter FLORIANSCHÜTZ, Abgeordneter zum Wiener Landtag und Gemeinderat
FRANZOBEL, Schriftsteller
Karl-Markus GAUSS, Schriftsteller
Rudolf GELBARD, Überlebender des KZ Theresienstadt
Efkan GÜN, Obfraustellvertreter des Vereines ADA – Alternative Solidarität
Ismet GÜZEL, Vorstandsmitglied der Alevitischen Kulturgemeinde Linz
Gerhard HADERER, Zeichner
Erik HANKE, Beiratsmitglied der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft
Elfriede JELINEK, Literaturnobelpreisträgerin
Günter KAINDLSTORFER, Journalist und Schriftsteller
Fiona KAISER, SJ-Landesvorsitzende und stv. SPÖ-Landesvorsitzende
Reinhard KAISER-MÜHLECKER, Schriftsteller
Coşkun KESICI, Vorsitzender der Föderation demokratischer Arbeitervereine (DIDF)
Erika KIRCHWEGER, Vizepräsidentin der Katholischen Aktion Oberösterreich
Cansu KILIÇ, Vorstandsmitglied der Alevitischen Kulturgemeinde Linz
Ali Dost KIŞIN, Obmannstellvertreter des Alevitischen Kulturvereines Perg
Evrim KUTOOGLU, Obmannstellvertreterin des Vereines der demokratischen Rechte
Harald KRASSNITZER, Schauspieler
Ludwig LAHER, Schriftsteller
Albert LANGANKE, Träger des Menschenrechtspreises des Landes Oberösterreich
Andreas MAISLINGER, Politikwissenschafter
Robert MENASSE, Schriftsteller
Bernadette NADERER, Vorsitzende der Katholischen Jugend Oberösterreich
Wolfgang NEUGEBAUER, Historiker
Elisabeth ORTH, Schauspielerin und Präsidentin der Aktion gegen den Antisemitismus
Andreas PEHAM, Autor und Rechtsextremismus-Experte im DÖW
Anton PELINKA, Politikwissenschafter
Elisabeth PITTERMANN, Vorstandsmitglied der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft
Martin POLLACK, Schriftsteller
Doron RABINOVICI, Schriftsteller
Thomas RAMMERSTORFER, Autor und Rechtsextremismus-Experte
Karl RAMSMAIER, Träger des Menschenrechtspreises des Landes Oberösterreich
Werner RETZL, Vorsitzender der Welser Initiative gegen Faschismus
Eva ROSSMANN, Schriftstellerin
Uwe SAILER, Träger des Ute-Bock-Preises für Zivilcourage
Käthe SASSO, Überlebende des KZ Ravensbrück
Hans-Henning SCHARSACH, Autor und Rechtsextremismus-Experte
Thomas SCHMIDINGER, Politikwissenschafter
Irmgard SCHMIDLEITHNER, ÖGB-Vizepräsidentin a.D.
Richard SCHMITZ, Präsident der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft
Kurt SCHOLZ, Vorsitzender des Zukunftsfonds der Republik Österreich
Susi SHAKED, Generalsekretärin der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft
Josef SHAKED, Psychoanalytiker
Ayfer SINIRTAŞ, Obmannstellvertreterin des Alevitischen Kulturvereines Wels
Erwin STEINHAUER, Schauspieler
Marlene STREERUWITZ, Schriftstellerin
Hans-Jürgen TEMPELMAYR, Beiratsmitglied der Österr.-Israelischen Gesellschaft
Hanim TOHUMCI, Obfrau des Dachverbandes der ImmigrantInnen aus der Türkei
Necla TUNCEL, Obfrau des Vereines ADA – Alternative Solidarität
Tuncay TUNCEL, Obmann des ASKÖ-Sportvereines ADA
Günter WALLRAFF, Journalist und Schriftsteller
Peter WEIDNER, Beiratsmitglied der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft
Franz Adrian WENZL, Rocksänger (Austrofred) und Schriftsteller
Robert ZINTERHOF, Träger des Menschenrechtspreises des Landes Oberösterreich