Archiv für den Monat: April 2016

12. 5. 2016: Verschwörungstheorien im Netz (beim „Open Commons“ – Kongress/Linz)

CYBERGLEICH

von Benachteiligungen im Netz

Programm

9.30 Uhr
Start mit gemeinsamen Frühstück von Tamu Sana

10.00 Uhr
Eröffnung

10.15 – 10.45 Uhr
Keynote von Ingrid Brodnig
Hass im Netz

11.00 – 11.30 Uhr
Vortrag von Heiko Kirschner
Wer darf in unser Netz?
Ein Streifzug durch die Mediatisierungsforschung

11.45 – 12.15 Uhr
Vortrag von Ilona Horwath
Die magische Objektivität der Algorithmen
Soziale Ungleichheit und Diskriminierung im Kontext von Big Data

12.30 – 13.30 Uhr
Mittagspause mit leckerem Buffet von Tamu Sana
(vegetarische Gerichte und Fleischgerichte)

13.30 – 14.00 Uhr
Vortrag von Barbara Wimmer
Sind Privatsphäre und Gleichheit im Netz bedroht?

14.15 – 14.35 Uhr
Erfahrungsbericht von Claudia Garad
The Good, the Bad, and the Ugly: Wikipedia und der Gender Gap

14.45 – 15.00 Uhr
Kaffeepause

15.00 Uhr – 15.30 Uhr
Vortrag von Thomas Rammerstorfer
Schall und Rauch – Verschwörungstheorien im World Wide Web

15.45 – 16.00 Uhr
Erfahrungsbericht von Wolfgang Neuhauser
Umgangsformen der Diskussion – Wo liegt die Grenze zum Hassposting?

ab 16.15 Uhr
Abschlussworte von Magdalena Reiter und Stefan Pawel & gemütliches Ausklingen

Wann & Wo

Die OPEN COMMONS LINZ lädt ein, beim diesjährigen Kongress auch die Schattenseiten des Netzes gemeinsam zu beleuchten und freut sich auf einen spannend Tag mit Talks von ExpertInnen aus unterschiedlichsten Bereichen.

WANN & WO
12. Mai 2016
Frühstück ab 9.30 Uhr
Eröffnung 10.00 Uhr
im Wissensturm Linz

ANMELDUNG
Eine Anmeldung ist nicht obligat, aber damit für alle genug leckeres Essen da ist, bitten wir darum unter open.commons@linz.at.

6. 5. 2016: Lesung Liane Bednarz & Thomas Rammerstorfer

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Stadtwerkstatt & Kapu präsentieren: Doppellesung & Autorinnengespräch zur Neuen Rechten in Österreich und Deutschland

Die Ideen rechter Scharfmacher sind bereits viel weiter in die bürgerliche Mitte eingesickert, als man glauben möchte. Sprache und Argumentationsmuster erinnern immer öfter an Zeiten, die man längst überwunden glaubte.

Liane Bednarz:
Lesung aus ihrem Buch „Gefährliche Bürger – Die neue Rechte greift nach der Mitte“.

Thomas Rammerstorfer:
„Im Herzen der Bestie – Texte zu Rechtsextremismus in (Ober-)österreich“

http://www.hanser-literaturverlage.de/buch/gefaehrliche-buerger/978-3-446-44461-4/
http://www.thomasrammerstorfer.at/

Gefährliche Bürger
Die Strategien der neuen Rechten

Die Ideen rechter Scharfmacher sind bereits viel weiter in die bürgerliche Mitte eingesickert, als man glauben möchte. Sprache und Argumentationsmuster erinnern immer öfter an Zeiten, die man längst überwunden glaubte. Die Pegida-Märsche in vielen Städten, der Aufstieg der AfD und die Bestsellererfolge von Populisten wie Thilo Sarrazin und Akif Pirinçci sind die augenfälligen Beweise: Es ist wieder salonfähig geworden, offen Ressentiments gegen Minderheiten zu schüren. Neue rechte Kräfte nutzen sehr erfolgreich bürgerliche Deckmäntelchen und eine vermeintlich gemäßigte Sprache, um den wachsenden Hass gezielt auf die Schwächsten zu lenken: Ausländer und Homosexuelle, aber auch Muslime und Juden sind längst wieder
ins Fadenkreuz der selbsternannten Kämpfer gegen die »political correctness« geraten. Liane Bednarz und Christoph Giesa wollen diesem Treiben nicht länger zusehen, sondern ihm mit guten Argumenten Einhalt gebieten. Sie analysieren, wie die „neue Rechte“ arbeitet, welche Strategien und welche Politik sie verfolgt – und zeigen was die Gesellschaft dagegen tun kann.

Liane Bednarz, arbeitet als Rechtsanwältin mit dem Schwerpunkt Mergers & Acquisitions. Daneben ist sie publizistisch tätig und wurde 2013 mit dem Feuilletonpreis »Goldener Maulwurf« ausgezeichnet. Sie lebt in München.

Freitag, 6. Mai 2016 – 19.30

Stadtwerkstatt
Kirchengasse 4
4040 Linz

Traut keinem!

aus: OÖ. Planet Nr. 91 – 1/2016
https://ooe.gruene.at/service/planet

Noch vor wenigen Jahren waren die Morgenzeitung und die Abendnachrichten häufig die einzigen Quellen, mit denen der Durchschnittsmensch sein Weltbild entwickelte. Im heutigen fortgeschrittenen Informationszeitalter ist das Schnee von gestern; nahezu jedes Wissen – und sehr viel Unwissen – steht uns in jeder Sekunde zur Verfügung. Das kann ganz schön verwirrend sein.

Der Homo Skeptikus des 3. Jahrtausends glaubt nicht was in der Zeitung steht oder was er in den TV-Nachrichten sieht. Er vermutet eine verschworene Partnerschaft zwischen Medien und Mächtigen, deren Ziel es ist, „das Volk“ in allen Belangen zu belügen, oder ihm zumindest relevante Teile der Wahrheit vorzuenthalten. Die selbsternannten HeldInnen der Meinungsfreiheit hingegen sind vor allem im Internet zu finden. Eine bizarre Welt aus hunderten Bloggern und Hobby-JournalistInnen widmet sich dem Kampf gegen die Verschwörung der sogenannten „Lügenpresse“. Sie reimen sich ihre eigene Realität zusammen: „Die Flüchtlingskrise? Eine Intrige der USA gegen Europa.“ „Ein Erbeben in der Südsee? Geheime Raketentests.“ „Abschaffung des 500-Euro-Scheines? Jetzt verschwindet alles Bargeld für immer.“ Und wenn man dann noch zumindest einmal im Monat den Zusammenbruch des Finanzwesens oder Ausbruch des Dritten Weltkrieges herbeischreibt, findet man sicher bald Gefolgschaft.

Recht so. JournalistIn darf jeder sein. Das ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Einen Blog oder facebook-Account kann man in wenigen Minuten einrichten und los geht es. Man behauptet heute dieses, morgen jenes und findet sicher auch für alles eine Quelle, muss ja nicht wissenschaftlich belegt sein. WissenschafterInnen sind doch auch nur Lakaien der Mächtigen! Erfolgreich ist man, wenn man sich im gängigen Vorurteils-Mainstream bewegt. Bei der Lektüre soll man schon ab und an „Ich habs ja gewusst, dass die so sind!“ oder „Ich hab denen schon immer alles zugetraut!“ ausrufen können. Die LeserInnenschaft soll sich in ihren Ängsten bestätigt fühlen, ihre eigenen Gedanken wiedererkennen. Damit kopieren viele mutmaßlich medienkritischen Blogger die Tricks des Boulevard-Journalismus.

In einer Demokratie gelten die Medien als „vierte Macht“. Sie decken Missstände auf, kontrollieren die Herrschenden, informieren die Öffentlichkeit, ermöglichen die Diskussion – im Idealfall. Freilich ist nicht alles eitel Wonne in der Welt der Medien, in Österreich schon gar nicht. Unternehmen, Parteien, Institutionen und Lobbys versuchen in ihrem Sinne Einfluss zu nehmen auf die Berichterstattung, nicht selten mit Erfolg. Diese Umstände können, ja müssen kritisiert werden. Das gesamte Publikationswesen aber als Teil einer Intrige finsterer Mächte zu betrachten und an seiner statt Angstparolen von Verschwörungs-Gurus für bare Münze zu nehmen ist gefährlicher Humbug. Man sollte den Laien-SchreiberInnen, deren monetären Interessen und politische Absichten auch oft genug die Objektivität eintrüben, mit mindestens der gleichen Skepsis begegnen wie den professionellen VertreterInnen der Zunft.

Thomas Rammerstorfer

Lügenpresse: Politisches Schlagwort, das vielfach von den Nationalsozialisten zur Denunziation ihnen kritisch gesonnener Medien benutzt wurde. In den letzten Jahren erlebte der Ausdruck durch die rechtsextreme „PEGIDA“-Bewegung und durch VerschwörungstheoretikerInnen eine Renaissance. 2014 wurde „Lügenpresse“ in Deutschland zum „Unwort des Jahres“.

Druck auf Medien: Laut „Reporter ohne Grenzen“ wurden 2015 weltweit 110 JournalistInnen getötet, mehr als 200 entführt oder inhaftiert.

Zwei widerliche Kampagnen gegen türkischstämmige Fußballer

…laufen derzeit quasi parallel:

Da hätten wir zum einem die Vorwürfe gegen den österreichischen Teamkeeper Ramazan Özcan, er hätte absichtlich, quasi aus Loyalität zur „alten Heimat“, den Siegestreffer der Türkei gegen Österreich im Ländermatch am 29. März verursacht. Zahlreiche rechtsextreme Schmuddelseiten beteiligten sich an der Hetze gegen Özcan, auch diverse ÖFB-Fanseiten gingen mit entsprechenden postings über. In einer – freilich nicht repräsentativen – Internet-Umfrage von „Heute“ („Glauben sie auch an einen absichtlichen Fehlpass von Özcan?“) gaben fast 37 % der LeserInnen an: „Ich kann mir das schon vorstellen“ (1).

Nun konterten türkische Nationalisten mit einer eigenen Kampagne. Im Internet kursiert ein Aufruf an Spieler mit türkischem Migrationshintergrund: „Tretet von der österr. Nationalmannschaft zurück“ ist da zu lesen. Darunter befinden sich Bilder der Spieler Yasin Pehlivan, Veli Kavlak, Ramazan Özcan und Ümit Korkmaz (wobei sich nur Özcan im aktuellen Kader des ÖFB-Teams befindet). Dazu noch zwei Bilder kurdischer bzw. Öcalan-Fahnen im Fansektor des ÖFB-Teams sowie ein Faksimile besagten „Heute“-Artikels. Man behauptet weiters, es werde „gegen unser Vaterland gehetzt und die Terrororganisation PKK explizit unterstützt“:

irfanünsalNT

Einer der eifrigsten Verbreiter des Boykott-Aufrufes ist der Linzer Medienunternehmer Irfan Ünsal. Im Herbst hat Ünsal, der der AKP nahe steht, noch fleißig für die Linzer SPÖ wahlgekämpft. Trotz seiner zahlreichen Kanäle stößt der Aufruf in der türkischen Community aber nur auf wenig Resonanz. Die diversen Aufrufe und Beschimpfungen der österreichischen wie der türkischen RassistInnen zeigen aber mal wieder, wie ähnlich sich diese Armen im Geiste eigentlich sind.

Thomas Rammerstorfer
t.rammerstorfer@gmx.at

(1) http://www.heute.at/sport/fussball/international/oefbteam/OeFB-Fans-unterstellen-Goalie-Oezcan-Absicht;art57342,1271732

8. 4. 2016: „Und in der Mitte, da sind wir“ Film und Diskussion (Alkoven)

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Film – anschließend Diskussion mit Thomas Rammerstorfer und anderen Gästen

Im Mai 2009 kam es in Ebensee, einem kleinen Ort im ländlichen Österreich, zu einer rechtsradikalen Störkaktion durch ortsansässige Jugendliche während der alljährlichen KZ-Gedenkfeier. Regisseur Sebastian Brameshuber nahm den Vorfall zum Anlass, um ein Jahr lang drei Jugendliche aus dem Ort beim älter werden zu begleiten: von der Softgun zur Gitarre, von der Lederhose zu DocMartens, von der Schulbank ins Berufsleben. Mit nüchternem Blick und klaren Bildern zeichnet UND IN DER MITTE, DA SIND WIR ein unromantisches Portrait einer Generation, die zwischen Brauchtum und McDonalds, zwischen vorgestern und übermorgen versucht, ihren Weg zu finden. Ein intimes Stück Zeitgeschichte.

http://www.indermitte-derfilm.com/
https://www.facebook.com/indermitte.derfilm/?fref=ts

Eintritt: Freiwillige Spende!

Besonderer Dank gilt unseren Kooperationspartnern:

Crossing Europe Filmfestival Linz
http://www.crossingeurope.at/
https://www.facebook.com/crossingeurope/?fref=ts

Die Grünen Alkoven
https://www.facebook.com/Die-Grünen-Alkoven-208216256043367/?fref=ts