An die 20 Jahre hatte ich das „Profil“ abonniert. Es kam regelmäßig, früher Montags, später Sonntags, immer an die gleiche Adresse. Nicht nur einmal hab ich drüber nachgedacht, das Abo zu kündigen, es gab ja Gründe: Ein paar selbstgefällige, langweilige ältere Herren, himmelschreiende Recherchefehler (wenns um OÖ ging wars oft besonders schmerzhaft), Rosemarie Schwaiger… aber letzten Ende überwog das Positive, und auch schlicht die Gewohnheit des ausgiebigen Sonntagsfrühstücks mit Zeitung.
Schließlich war es umgekehrt. Das „Profil“ hat mir das Abo gekündigt. Ohne Angabe von Gründen.
Sonntag, 11. September kam es zum ersten Mal nicht. Egal, kann passieren. Am folgenden Sonntag wieder nicht. Ich schreibe ans Aboservice: Antwort: Sorry, wir senden ihnen die aktuelle Ausgabe per Post und schreiben ihnen die erste versäumte gut. Gut, so ist es geschehen. Am dritten Sonntag aber wieder kein „Profil“ – ich maile wieder. Auch am vierten und fünften nicht. Das sporadisch und anonym zurück mailende „Aboservice“ gelobt Besserung. Nach dem sechsten Sonntag ohne Zeitung, am 16. Oktober, platzt mir der Kragen, ich kündige und verlange mein Geld zurück:
Liebe „Abo“-Abteilung,
das „Profil“ wurde mir heute das sechste Mal in Folge nicht zugestellt. Ich muss sagen, ihre Unfähigkeit und Ignoranz ringt mir fast Respekt ab. Auch verstehe ich nun dieses „Zeitungssterben“ besser. Nichtsdestotrotz kündige ich hiermit mein Abo und ersuche um sofortige Rücküberweisung des erstatteten Betrages.
Dann fühle ich mich erstmals ernstgenommen:
Wir können nur erneut um Entschuldigung bitten. Die Zustellungsüberprüfung ist seit dem 10.10.2016 bei dem Gebietsbetreuer unseres Zustellpartners und wir warten noch auf Antwort. Wir bitten Sie uns dieses Wochenende noch eine Chance zu geben, Profil zuzustellen.
Ich bin ein bisschen gerührt einerseits, und da christlich erzogen, ist klar, ich gebe ihnen noch eine Chance. Andererseits überfällt mich nackte Wut, wenn ich dran denke, dass man erst 1 Monat nach meiner ersten Beschwerde eine „Zustellungsüberprüfung“ veranlasst hat. Das darf doch nicht wahr sein. Ich stelle mir die Clowns in der Abo-Abteilung vor, wie sie sich bei jedem neuen Mail von mir vor Lachen die Bäuche halten. Und dann kommt das Wochenende, der große Showdown. Mittlerweile fiebern Nachbarn, Familie, facebook-FreundInnen mit, wenn ich am Sonntagmorgen den Briefkasten öffne. Und er ist leer, zum siebten Mal. Sie haben es wieder getan! Wieder nicht getan!
Ich beschwere mich ein letztes Mal. Das war vor 8 Tagen. Bis dato keine Antwort, keine Rückerstattung meines Geldes und gestern – fast überflüssig zu erwähnen – zum achten Mal keine Zeitung.
Warum ich das niederschreibe? Naja, ein bisschen aus Wut über die verschwendete Zeit (das Geld hol ich mir schon noch, und wenn es mein Anwalt machen muss). Und auch als kleine Anregung zum Thema „Zeitungssterben“: denn dabei scheint mir neben „höherer Gewalt“ (in Form von Digitalisierung etc.) auch schlicht menschliches Versagen eine Rolle zu spielen.