Der Elfriede Grünberg-Preis der Welser Initiative gegen Faschismus ging heuer unter andrem an Tommy Fatzinek – ich durfte die Laudatio halten – leider in Abwesenheit…
Lieber Thomas Fatzinek, lieber Tommy!
Als wir uns vor rund 20 Jahren kennen lernten, ahnte ich noch nicht, dir einmal eine Laudatio zu halten. Oder auch nicht zu halten, da ich ja heute arbeiten muss – aber vom Antifaschismus allein kann man ja nicht leben, wie du weißt. Und drum heißt es bei dir: „Nach Abbruch der Schule und einer Lehre als Lithograph folgten Tätigkeiten als (u. A.) Altenhelfer, Häftlingsbetreuer, Lagerarbeiter, Siebdrucker, Spengler, Leiharbeiter, Scanner Operator, Briefträger und Zugfahrer im Zoo Schönbrunn.“
Auch wenn insbesondere der letztere Job reizvoll klingt, dein Interesse galt stets mehr der Politik, der Geschichte, und wie man diese künstlerisch vermitteln kann: In deinem Fall durch Comics. Und an dieser Stelle sei eingeworfen, wer den künstlerischen Stellenwert solcher Zeichnungen für gering hält, der kann deine noch nicht gesehen haben.
„Der Künstler hat dort „Au“ zu schreien, wo es den anderen weh tut“, das hat er österreichische Liedermacher Georg Danzer mal gesagt. Ich möchte diesen Gedanken weiterspinnen: „Die Künstler haben an die zu erinnern, die andere schon vergessen haben“. Besonders an die, deren Leben gelebt wurden, an die, die uns ein Beispiel gaben und geben; ein Beispiel wie man anständig lebt.
Und so danken wir dir heute für die literarisch-zeichnerischen Denkmäler, die du ihnen gesetzt hast:
Den kämpfenden ArbeiterInnen des Februar 1934 in „Als die Nacht begann“, das demnächst auch verfilmt werden soll.
Der österreichischen Schauspielerin und Schriftstellerin Elisabeth «Lili» Grün, die 1942 als Sozialistin und Jüdin von den Nazis ermordet wurde, in „Schwere Zeiten“.
Über den Widerstand in Auschwitz in „Notizen zu Hermann Langbein“.
Über die US-amerikanischen anarchistischen Gewerkschafter Sacco und Vanzetti in „Ein alte Geschichte“.
Und wir danken für die vielen in der Form kleinerer, und dennoch großer anderer Geschichten sowie für dein jahrzehntelanges Engagement in der antifaschistischen Bewegung.