Archiv für den Monat: Februar 2019

Fall Hülya Yilmaz: Foltervorwürfe gegen türkische Beamte

Neue Entwicklungen im Fall der unschuldig inhaftierten Welserin: Während auch die österreichischen Behörden sämtliche Ermittlungen gegen Hülya Yilmaz einstellten, hat diese ihrerseits Anzeige erstattet.
Nach einem Besuch bei ihrer kranken Mutter ist die Welser Kindergartenhelferin Hülya Yilmaz im Herbst 2018 festgenommen worden. 71 Tage befand sich die Österreicherin mit kurdisch-türkischen Wurzeln in Haft. Dabei wurde sie wiederholt geschlagen, ebenso wurden ihr wichtige Medikamente vorenthalten. Unter den körperlichen und psychischen Nachwirkungen leidet sie bis heute.
Die Bedingungen der Haft waren grauenhaft. Die Zellentüren durften nicht geöffnet werden, selbst bei unerträglich heißen Temperaturen. Yilmaz weiß von mindestens zwei Todesfällen im Gefängnis wegen unterlassener Hilfeleistung. Einmal musste ein 5-jähriges Kind den Tod der Mutter mit ansehen. Yilmaz selbst wurde mehrmals mit Gummiknüppeln attackiert, etwa, wenn sie bessere Bedingungen für die inhaftierten Kinder forderte.
Beim Verfassungsschutz hat sie nun Anzeige wegen des Verdachtes auf Folter erstattet, diese liegt nun bei der Staatsanwaltschaft Wels. Die Erfolgsaussichten im konkreten Fall sind natürlich gering. „Es geht aber darum, ein Zeichen zu setzen, wir können uns dieses Unrecht nicht einfach gefallen lassen“, so Hülya Yilmaz. „Vielleicht hilft es, solche Fälle in Zukunft zu verhindern“.
Thomas Rammerstorfer von den Welser Grünen: „Die Türkei hat gerade wieder großes Interesse sich als freundliches Touristenparadies zu präsentieren. Folter passt da nicht dazu.“ Nachdem Yilmaz im Dezember an die Öffentlichkeit ging, wurden alle gefangenen ÖsterreicherInnen frei gelassen. „Widerstand wirkt“, so Rammerstorfer, und „Österreich kann und muss den diplomatischen Druck erhöhen, damit sich die Menschenrechtslage dort wieder verbessert.“
Die Welser Grünen sammeln nun Geld, um Hülya Yilmaz bei ihren juristischen Auseinandersetzungen zu unterstützen:

Die Grünen Wels
AT53 3412 9000 0006 2786
BIC: RZOOAT2L129
Verwendungszweck: Gerechtigkeit (bitte unbedingt angeben)

Foto: Hülya Yilmaz, Thomas Rammerstorfer

Rappen gegen Israel: „Geeflow“ in Wien und Enns

Zwei Auftritte in Österreich, am 23. und am 24. Februar 2019, hat der deutsche Rapper „Geeflow“ angekündigt. Sein Genre ist der „Dini Rap“ (islamisch-religiöser Rap). Dagegen wäre freilich nichts einzuwenden, doch „Geeflow“ transportiert auch jede Menge hochpolitischer Inhalte, die vor Nationalismus und Hass auf Israel nur so strotzen.

Beim Besuch seiner facebook-Seite fällt zuerst der Blick auf einen fixierten Beitrag: „İsrail bir devlet değil ki başkent kudüs olsun“: „Israel ist kein Staat, deshalb kann Jerusalem nicht seine Hauptstadt sein“, wirds hier gleich programmatisch. Der Hass auf Israel ist quasi die Konstante im Werk des jungen Mannes aus Neumünster. So heißt es im Lied „Freiheit für Palästina“, offenbar an Juden gerichtet:

„Als Staat seit ihr ´ne Terrorbande“
„Mit Euch kann man nicht im Frieden Leben, weil ihr den Tod bringt“
„Ihr Monster, obwohl ihr auf der Liste von Schindler steht, tötet ihr“
„Ihr massakriert uns seit Jahren, ihr Teufelsgören“ (1)

Und so weiter, und so fort. Natürlich wird zwischendurch immer wieder mal beteuert, dass man ja nichts gegen Juden habe. Ähnlich der Track „Kriegsgeschichte“, inkl. Terrorphantasien: „Ich bin dieser Attentäter, transportiere dir den Tod in die Stadt“. „Unser Blut ist die Tinte, wir schreiben heute Kriegsgeschichte“ (2)

Auf älteren Tracks bekennt sich Geeflow noch weniger zum Islamismus, sondern vor allem zu den rechtsextremen „Grauen Wölfen“, zum ultra-nationalistischen und „osmanischen“ Größenwahn (Beispiel: „Die Osmanischen Söhne“). Nationalismus und Islam verbinden sich im Track „Hepimiz Mehmediz“.

In Österreich tritt Geeflow gemeinsam mit dem Koran-Rezitator Mustafa Özcan Güneşdoğdu auf. Veranstalter in Wien ist eine Abspaltung der „Grauen Wölfe“, die Viyana Alperen Ocakları. In Enns veranstaltet ATIB das Event, offenbar im Pfarrsaal der hiesigen katholischen Kirche.

(1) Geeflow: „Freiheit für Palästina“, zu hören https://www.youtube.com/watch?v=jFAQ1EwAGdA
(2) Geeflow/Tarafa: „Kriegsgeschichte“ hier