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Sarah
Momani und Thomas Rammerstorfer diskutieren über Lebenswelten
muslimischer Jugendliche, Zuschreibungen und Ausgrenzung, sowie zur
Frage was die Gesellschaft für mehr Teilhabe tun kann.
Muslimische Jugendliche in Oberösterreich stehen zwischen
unterschiedlichen Erwartungen: hier jene der Familie, der Community oder
Freunde. Auf der anderen Seite die Erwartungen, aber vor allem
Zuschreibungen der Mehrheitsgesellschaft. Von „Problem-Jugendlichen“ ist
immer wieder die Rede, von jungen Machos, die in der Schule anderen
vorschreiben, was der Islam erlaube und was nicht. Mädchen, die Kopftuch
tragen, müssen als Symbole einer sogenannten „Parallelgesellschaft“
herhalten. Die Angst vor einer konservativen, ja radikalisierten Jugend
wird in den Medien immer wieder hervorgerufen. Vom „normalen“ Alltag
muslimischer Jugendliche, von ihren Bedürfnissen und Einstellungen, wird
hingegen kaum berichtet.
In diesem Spannungsfeld steht das Bedürfnis der Jugendlichen nach
Zugehörigkeit. Wo finden sie Zugehörigkeit und wo nicht? Wie entscheidet
sich, ob sie sich in Österreich angenommen fühlen oder nicht, selbst
wenn sie hier geboren und aufgewachsen sind?
Dazu diskutieren Sarah Momani (Vorsitzende der Muslimischen Jugend Oberösterreich, MJÖ) sowie der Journalist und Autor Thomas Rammerstorfer.
Jugendlichen fehle oft das religiöse Wissen, so Momani. Zur Aufgabe
der MJÖ gehört es, darüber aufzuklären und die Jugendlichen in ihrer
österreichisch-islamischen Identität zu bestärken.
„Jugendliche brauchen Wertschätzung. Wir müssen weg von den Generalverdächten“, fordert Momani.
Einige Jugendliche würfeln sich eine eigene Identität aus religiösen,
nationalistischen und popkulturellen Elementen zusammen, beschreibt
Rammerstorfer. Ausgrenzung und Rassismus – auch struktureller Natur –
führen zu hausgemachten Problemen.
„Viele dieser Jugendlichen haben massive Rassismus- und
Ausgrenzungserfahrungen, die in fast keiner Biografie von Menschen, die
sich radikalisiert haben, fehlen“, betont Rammerstorfer.
Probleme müssen angesprochen werden, auch inner-muslimisch. Darüber
sind sich Momani und Rammerstorfer einig. Dennoch sei die gesamte
Gesellschaft gefragt, selbstkritisch zu sein, Diversität und Teilhabe
zuzulassen.
Moderation: Marina Wetzlmaier
Postproduktion: Johannes Mayerbrugger