Gmx.at zu Rechtsextremismus in OÖ

„Im Wiederbetätigungsprozess um die rechtsextreme Gruppierung „Objekt 21“ wurden vergangenen Herbst in Wels alle sieben Angeklagten schuldig gesprochen, nationalsozialistische Ideologien verherrlicht zu haben. „Oberösterreich ist traditionell ein guter Boden für rechtsextremes und deutschnationales Gedankengut. Das war schon in den 1920ern so“, erklärt der Rechtsextremismus-Experte Thomas Rammerstorfer aus Wels. Seiner Ansicht nach hat in Oberösterreich das „Dritte Lager“ die Zäsur des Weltkriegs und der Niederlage ohne Verluste überstanden: „Rechtsextreme sind hier heute fest verankert.“

Die Situation erzeuge „eine gewisse Stimmung der Narrenfreiheit für Neonazis“, urteilt Rammerstorfer. „Aus so einem Sumpf wachsen die unterschiedlichsten Blüten: Skinheadbanden im Innviertel und Wels, rechtsextreme Hooligans in Linz, Weltverschwörungsobskuranten, Nazi-Kameradschaften, faschistische Metal-Fans im Mühlviertel, dazu die bundesweit meisten FPÖ-Mitglieder.“ Er kritisiert, die Entwicklungen würden von der Politik häufig verharmlost – selbst von Grünen und SPÖ. „Während beim Objekt 21-Prozess in Wels sogar eine deutsche Bundestagsabgeordnete dabei war, interessierte sich aus Österreich nicht mal ein Lokalpolitiker dafür.“

weiter lesen: http://www.gmx.at/themen/nachrichten/panorama/92b45mk-oberoesterreich-volkskaiser-hermann-dicker-veroeffentlicht-rechtsextreme-postings#.A1000146

„Hass ist eine menschliche Emotion scharfer und anhaltender Antipathie“ (1) – aber hier gehts um Musik ;)

„Drunten vor der Haustür steht a B’soffener
Und i hör wie der „Heil Hitler“ schreit
Aufsteh, anziagn, owegehn, in d‘ Goschn haun
Des is alles was i machen möcht
A wann des nix ändert, mir hilft’s wenigstens
Weil mir is vor Wut im Bauch ganz schlecht“

So beschrieb Georg Danzer im „Alten Wessely“ seinen Zugang zu Alt- und Neonazis. Als eine zentrale Figur der Friedensbewegung der 1980er schadete ihm solch Liedgut keineswegs. Den PazifistInnen und Proto-Grünen jener Zeit schien klar, dass zum Weltfrieden auch die Bekämpfung seiner Gegner gehört. Dass man auch mal wütend sein darf und etwas macht, dass vielleicht nicht besonders klug ist, aber halt in diesem Moment doch angebracht: Wie jemanden „in die Goschen zu hauen“, weil der „Heil Hitler!“ schreit.
Auch Woody Guthrie, US-amerikanische Folk-Ikone, Schöpfer u. a. von „This Land is your Land“, der inoffiziellen Nationalhymne der USA, hatte eine nicht ganz so friedliebende Botschaft als Inschrift auf seiner Gitarre: This Machine kills Fascists.
This_Machine_Kills_Fascists
In der heutigen Zeit der political correctness und des Massenkonsums von Psychopharmaka ist das schon ein bisserl anders. Allein das Eingeständnis von Hass – selbst auf Rechtsextreme – gilt als verwerflich. Ein Liedzitat auf einem Transpi bringt die (ehemalige Musikerin) Glawischnig (Lieblingslied „Feelin`good“ von Michael Buble… ) soweit, ihrer eigener Jugendorganisation mit Rauswurf zu drohen. Dabei ist „Scheiß-Rassisten“ von Quetschenpaua ein wunderbares Lied in bester Folk-Tradition. Geschrieben voll Wut nach mehreren Morden von Neonazis, ist es natürlich zeilenweise etwas plakativ. Aber es enthält auch gegen Ende eine Passage, die schon vieles ausdrückt, was man zum Thema Antifaschismus & Gewalt bedenken muss:

„Dabei gilt es auch darauf zu achten
Und ich hoff dass das noch so viele kapieren
Dass wir nicht so skrupellos werden wie diese Nazis
Oder die, die uns regieren.“

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Hass

Hip Hop und Judenhass

Leider kein Einzelfall sind die beiden in Graz wegen Verhetzung verurteilten Rapper Yasser & Osman. Antisemitismus hat Tradition in Teilen der Szene
„An alle Brüder“ heißt der Track, der den beiden Grazern fast 150 000 Klicks auf youtube, jede Menge Presse und schlussendlich eine nicht rechtskräftige Verurteilung zu bedingten Haftstrafen wegen „Verhetzung, Aufforderung zu terroristischen und strafbaren Handlungen“ einbrachte. Beachtenswert ist der internationalistische Antisemitismus, den nicht nur die beiden, sondern ein nicht kleines Umfeld von UnterstützerInnen zum Ausdruck bringen. Die Marginalisierten und die, die es noch werden wollen, haben die jüdische Weltverschwörung als Ursache ihres Elends ausgemacht. Eine bunte Mischung aus Vulgär-Islam und Vulgär-Sozialismus, aus der Pseudo-Religiösität mutmaßlich geläuterter Kleinkrimineller, Machismus und Ghettosolidarität wird via Hip Hop zum Ausdruck gebracht.
Hip Hop ist die Sprache der Verdammten dieser Erde. Wut einerseits, Überheblichkeit anderseits lassen sich nirgendwo sonst besser (und in der Herstellung billiger) ausdrücken. In allen Ghettos dieser Erde hat sich dieser Stil etabliert. Und wenn sich Menschen ohne historische Bildung politischer Themen annehmen kommt manchmal Grausames heraus. Die Weltbilder eines Teils der Szene haben sie sich aus familiär tradierten Antisemitismus und Weltverschwörungstheorien aus dem Internet zusammengereimt. Was sie dann zusammen reimen gibt dies wieder:
Schon die Gründerväter des Stils, die Ende der 1960er entstandenen Last Poets, verstiegen sich in ihrer weiteren Geschichte bald vom linken Antirassismus in die Abgründe von Islamismus, Frauenhass und Antisemitismus. Homosexuelle sahen sie als Protagonisten „westlicher Dekadenz“, Feministinnen wollten „doch bloß Lesbierinnen sein“ . Konsequente Vertreter eines solchen Weltbildes waren auch die Public Enemy, die in den 1980ern wesentlich den Siegeszug des Hip Hop anschoben, insbesondere durch Zusammenarbeiten mit unter weißen Middleclass-Kids populären Bands wie den Vorzeigelinken Rage against the Machine. „There’s no place for gays. When God destroyed Sodom and Gomorrah, it was for that sort of behaviour“ oder „If the Palestinians took up arms, went into Israel and killed all the Jews, it’d be alright“ verlautbarte Frontmann Professor Griff.
yasserbilde
Durchaus interessant ist das Auftauchen des Antisemitismus in völlig unterschiedlichen Hip Hop-Welten. El General schuf mit „Rayis li Blad“ die Hymne zum Aufstand gegen den tunesischen Diktator Ben Ali. Der „Rapper, der Ben Ali Angst einjagte“, wie ihn die TAZ bejubelte, widmet seine Reime in erster Linie gegen Israel, das er für alles Unrecht der arabischen Welt verantwortlich wähnt. Der syrische Diktator Assad setzt antisemitische Rapper zur Aufstandsbekämpfung ein . Auf Seiten der Aufständischen kämpft – längst nicht mehr nur mit Worten – der Berliner Denis Cuspert, der einst als Gangster-Rapper Deso Dogg populär war.
Antisemitismus ist im deutschen Gangster-Rap fast Konsens und äußert sich vielfältig: Etwa in Kool Savas` 9/11-Verschwörungstheorien, in Haftbefehls Gelabere von den „Juden von der Börse“ und dessen sowie Integrationspreisträger Bushidos Israel-Vernichtungsphantasien.
Freilich sind geschlossene extremistische Weltbilder insbesondere im Gangster- und „Geläuterter Gangster“-Rap ebenso die Ausnahme wie einzelne gruppenbezogene Menschenfeindlichkeiten die Regel. Die antifaschistischen und demokratischen Kräfte sollten langsam mal kapieren, dass die Bekämpfung letzterer insbesondere in der Popkultur aktiv angegangen werden muss. An alle Brüder, Schwestern, Onkel und Cousinen: Antisemitismus, Homophobie und Sexismus verunmöglichen jegliche gesellschaftliche Solidarität und Weiterentwicklung. Gestalten wie Yasser & Osman sind nur nützliche Idioten für Islam-Hasser.

Hilfe für Syrien

Liebe Leute, ich ersuche euch diese zwei Projekt in Syrien nach Möglichkeit zu unterstützen:

In der Kleinstadt Amûdê, mit etwa 48.000 EinwohnerInnen, gab es schon vor dem Bürgerkrieg nur wenige Möglichkeiten für Frauen zu arbeiten und sich weiterzubilden, geschweige denn, selbstständig zu leben und ein eigenes Einkommen zu verdienen. Damit sind Frauen abhängig von Ehemännern, Brüdern und Vätern und haben selten die Chance, sich aus schwierigen Familienkonstellationen zu lösen. Bei familiären Konflikten gibt es keine Institutionen, die Frauen unterstützen würden.

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Die Aktivistinnen der Komela Jinên Kurd li Amûdê vor einem Raum, den sie bis vor Kurzem einmal in der Woche zwischennutzen konnten. (Foto: Thomas Schmidinger, Amûdê, Jänner 2013)

Durch den Krieg sind nun zusätzlich tausende Familien und alleinstehende Frauen als Intern Vertriebene nach Amûdê gekommen, die notdürftig bei Familien oder in leeren Schulgebäuden untergebracht wurden. Komela Jinên Kurd li Amûdê würde gerne auch für diese Frauen eine Anlaufstelle bieten. Keine einzige internationale Hilfsorganisation bietet vor Ort Unterstützung an. Über 500.000 (sic!) IDPs, also Intern vertriebene Flüchtlinge, sitzen in Syrisch-Kurdistan, ohne jegliche Versorgung. Der letzte Winter war schon schlimm, der nächste wird dramatisch enden, wenn sich keine großen NGOs bereiterklären auch innerhalb Syriens (in jenen Gebieten, in denen es zur Zeit möglich ist), zu helfen.

In Amûdê selbst kam es bisher nicht zu offnen Kriegshandlungen. Die unmittelbar an der türkischen Grenze gelegene Stadt leidet aber wie andere kurdische Gebiete Syriens unter massiven Versorgungsproblemen, den geschlossenen Grenzen zur Türkei und den nahen Auseinandersetzungen von kurdischen Einheiten mit dschihadistischen Milizen.

Komela Jinên Kurd li Amûdê bemüht sich trotz der Bürgerkriegssituation darum:

– Frauen Zugang zu Bildung zu ermöglichen und ihnen Fähigkeiten für Handwerk und Arbeit zu lehren.
– Frauen bei der Suche nach eigenen Jobs zu unterstützen.
– Frauen zu motivieren und zu stärken.
– Seminare und Kurse aller Art für Frauen anzubieten.
– die Gleichstellung von Frauen mit Männern zu propagieren.
– die Gesundheit von Frauen zu stärken und Wissen über den eigenen Körper zu vermitteln.

Im Vergangenen Jahr wurden Workshops zu medizinischen, sozialen, kulturellen und politischen Themen durchgeführt, die ganz überwiegend von Frauen selbst abgehalten wurden. Frauen wurden zu Krankenschwestern und Friseurinnen ausgebildet. Ein spezieller Fokus lag zudem auf der Unterstützung von Frauen mit Kindern, die besonders unter den Folgen des Bürgerkriegs in Syrien leiden.

All diese Aktivitäten finden jedoch unter sehr schwierigen Bedingungen statt. Komela Jinên Kurd li Amûdê war bisher davon abhängig, dass andere Gruppen ihnen Räume zur Verfügung stellen. Mit den zunehmenden innerkurdischen Spannungen zwischen den kurdischen Parteien wurde das in den letzten Monaten immer schwieriger. Deshalb hat sich er Verein nun entschieden ein eigenes Zentrum aufzubauen.

Für die Einrichtung und den Betrieb dieses Frauenzentrums in Amûdê durch Komela Jinên Kurd li Amûdê sammeln wir Spenden! Jeder Euro hilft.

Aufgrund der Kriegshandlungen in Syrien ist es derzeit schwierig, Geld in die Region zu bringen. Es gibt keine funktionierenden Banken in Syrisch-Kurdistan. Allerdings ist es möglich, das Geld mit zuverlässigen Kurieren gegen eine Quittung nach Amûdê zu bringen. LeEZA-Vorstandsmitglied Thomas Schmidinger hat sich im Jänner 2013 bei einer Recherchereise nach Syrisch-Kurdistan selbst ein Bild von den Aktivitäten der Komela Jinên Kurd li Amûdê gemacht. Die Stadt selbst ist so weit sicher, dass die Aktivitäten auch während des Krieges fortgesetzt werden können und es gibt Wege, das Geld sicher an die Komela Jinên Kurd li Amûdê weiterzuleiten. Auf unserer Homepage werden wir in den kommenden Monaten über den Fortschritt beim Aufbau des Frauenzentrums berichten.

Unser Spendenkonto lautend auf LEEZA:

Knt. Nr.: 6.955.355
BLZ: 32.000 Raiffeisen Landesbank NÖ
IBAN AT4432 0000 0006 955355
BIC (SWIFT) RLNWATWW

Jeder Euro hilft.
Mit freundlichen Grüßen,
das LeEZA-Team

Weiters möchte ich euch folgendes ans Herz legen: Die NGO „time4life“ hat einen Kalender mit Landschaftsaufnahmen aus Österreich raus gebracht, der Reinerlös geht nach Syrien. Ich hab ein paar Fotos beigesteuert und zitiere:

„Weihnachten naht in Riesenschritten. Der ultimative Geschenketipp ist der ►KALENDER 2014 – zugunsten Flüchtlingskinder in Syrien► um €10,00 (oder gerne mehr gibts den Wandschmuck zu kaufen. Wir verschicken ihn gerne mit der Post (…Porto muss ich erst erfragen). Alternativ kann er in Wien, Vöcklabruck (OÖ), Rohrbach (NÖ) und Perchtoldsdorf erstanden werden. Am 4. Dezember kommt er frisch aus der Druckerei. Wir haben es so schön bei uns in Österreich und gerade um Weihnachten ist die Zeit um nicht auf die zu vergessen denen es nicht so gut geht, auf die, die frieren und hungern. Bei Interesse bitte melden: info@time4life.or.at
Wir freuen uns auf zahlreiche Bestellungen um mit dem Geld den Kindern in Syrien Schlafsäcke, Nahrung und Medikamente bereitstellen zu können.“

Fluchtpunkt L. E.

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Der Welser Stadtteil Lichtenegg hat eine reiche Migrationsgeschichte

Der Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland bedeutete für die Gemeinde Lichtenegg den Anschluss an die Stadt Wels. Im Sinne der deutschen Raumordnungspolitik sollten die Städte „Oberdonaus“ vergrößert und industrialisiert werden. In Lichtenegg entstand mit den „Flugzeug- und Motorenwerken“ ein wichtiger Rüstungsbetrieb, dessen enormer Arbeitskräftebedarf bald nur mehr mit „Fremdarbeitern“, KZ-Häftlingen und Kriegsgefangenen gedeckt werden konnte. Diese kamen aus Frankreich, Italien, Jugoslawien, der Slowakei und der Sowjetunion und waren unter andrem im Herminenhof und der Trabrennbahn untergebracht. Auch „Reichsdeutsche“ und umgesiedelte SüdtirolerInnen und Rumänien-Deutsche wurden der FMW als Arbeitskräfte zugewiesen, für sie wurde der heute größte Welser  Stadtteil, die Vogelweide, errichtet[1]. Doch es gab deutlich zu wenig Wohnraum: Für die 7000 in den oberösterreichischen Zentralraum umgesiedelten SüdtirolerInnen standen z. B. nur 415 Wohnungen zur Verfügung[2], für die daraus resultierenden sozialen Probleme wurden häufig die schuldlosen Flüchtlinge selbst verantwortlich gemacht[3].

Nach 1945 sollten gewaltige Wanderungsbewegungen Europa in unterschiedlichsten Richtungen durchqueren. Dass viele der Heimatlosen auch nach Lichtenegg kamen, ist der Existenz eines riesigen Barackenlagers zwischen der Dragonerstraße und der Salzburger Straße, dass früher als Kaserne genutzt wurde, zuzuschreiben. Hier fanden zuerst ehemalige KZ-Häftlinge aus Gunskirchen, v. a. ungarische JüdInnen eine neue Bleibe. Der Zustand dieser Menschen nach Folterhaft und Todesmärschen war erbärmlich; noch in Wels starben hunderte an Seuchen und Erschöpfung. Andere jüdische „displaced persons“ aus Osteuropa kamen hinzu: Bald entstand ein Lagerleben mit eigenem Geschäft, einem Gebetsraum, einer Theatergruppe und einer koscheren Schlachterei. Bis 1952 waren alle LagerinsassInnen, im Laufe der Jahre mehrere tausend, weiter gezogen, meist nach den USA oder Israel. War das „jüdische“ Lichtenegg nur ein Zwischenspiel, sollte die nächste Gruppe von MigrantInnen den Stadtteil nachhaltig verändern: Fliehende vor der Roten Armee bzw. der Machtergreifungen kommunistischer Parteien in Osteuropa. Größtenteils waren dies so genannte „Volksdeutsche“, aber auch fremdsprachige Nazi-Kollaborateure aus den vormals besetzten Gebieten, aus Ungarn, Tschechien, der Sowjetunion, der Slowakei und Jugoslawiens. Die neuen Flüchtlinge wollten vielfach bleiben. Der Zentralraum gehörte zur US-amerikanischen Besatzungszone, bot somit relative Sicherheit und hatte vor allem auch einen enormen Bedarf an Arbeitsplätzen. Denn die KZ-Häftlinge, ZwangsarbeiterInnen und Kriegsgefangenen des NS-Regimes hatten Oberösterreichs Industrialisierung weit vorangetrieben, die Zahl der Produktionsbetriebe hatte sich von 1938 auf 1948 verdoppelt.

Im Nachkriegs-Lichtenegg begann ein Phänomen, das man wohl als eine Art „umgekehrter Integration“ bezeichnen kann. Denn die Flüchtlinge schufen soziale Strukturen, die es in diesem Sinne zuvor in Lichtenegg noch nicht gegeben hatte, und bald begannen auch die Einheimischen diese zu nutzen. Zum Friseur ging man zum „Ullig“ ins Lager, einkaufen zu den ungarischen Greislern „Quintus und Horvath“. Die Flüchtlinge hatten auch ihre eigenes Fußballteam mitgebracht, das bald als „Eintracht Wels“ auch einheimische Spieler und Fans anzog. Am nachhaltigsten veränderten die Neuankömmlinge jedoch das Kirchenleben. 1952 wurde die Lagerkirche eröffnet, bis Ende der 50er Jahre waren mehr als die Hälfte der KirchenbesucherInnen alteingesessene LichteneggerInnen. Die Messen wurden in deutscher, tschechischer, slowakischer, russischer und kroatischer Sprache gehalten – kroatische Messen gibt es in der Pfarre übrigens bis heute. Die Kirche ist jedoch mittlerweile eine andere: Seit 1966 besteht anstatt der Lagerkirche die Zeltkirche, die in ihrer namensgebenden Form an das Flüchtlingsschicksal ihrer ErbauerInnen erinnern soll.

Nach der Niederschlagung des ungarischen Aufstandes 1956 strömten weitere Flüchtlinge ins Land bzw. ins Lager 1001. Mit der Stephansiedlung entstand ein eigener Teil Lichteneggs, der Grundankauf wurde von der griechischen Königin Friederike finanziert, StudentInnen aus aller Welt halfen beim Bau (organisiert durch den „Bauorden“). 1958 wurden die ersten Häuser bezogen: „225 Flüchtlinge aus Jugoslawien, 73 Österreicher, 55 Flüchtlinge aus Rumänien, 21 aus Ungarn, 30 aus Polen, 22 aus der Tschechoslowakei und 9 aus Russland untergebracht. Neben 441 Katholiken und 23 evangelischen Bewohnern wohnten in der Siedlung auch 14 orthodoxe Christen und 7 Moslems.“[4] Im Laufe der Zeit wurden die ungarischen EinwohnerInnen der Stephanssiedlung mehr: Arzt (Dr. Haberbusch) und Greisler (Horvath) stammten aus Ungarn, und nach dem ungarischen Nationalheiligen Stephan wurde nicht nur die Siedlung, sondern auch eine Straße und die ganze Pfarrgemeinde benannt. Dazu kamen die Ungarnstraße und jüngst die Matthias-Corvinus-Straße, benannt nach einem ungarischen König.

Mit dem aus „Mitteln der Nächstenliebe“ von einer Schweizerin finanzierten „Dora-Little-Haus“ entstand eine weitere Anlaufstelle für Vertriebene, es wurde ab Ende der 60er Jahre insbesondere von Kriegsflüchtlingen aus Vietnam und Kambodscha genutzt. Bereits 1968 feierte ein vietnamesischer Katholik seine Primiz in der Lichtenegger Pfarre.

Die ArbeitsmigrantInnen aus Jugoslawien und der Türkei, die in den 60er-Jahren angeworben wurden, kehrten meist wieder in ihre Heimat zurück. Am Beginn der 80er kamen politische Flüchtlinge aus der Türkei und Polen, die vor den dortigen Diktaturen flüchteten.

Ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückten die neuen MigrantInnen aber erst mit den späten 1990er-Jahren, als in der Noitzmühle vermehrt MigrantInnen aus der Türkei zusiedelten. Der Anfang der 1970er für die damalige österreichische Durchschnittsfamilie (Eltern und 3 Kinder) konzipierte Teil von Lichtenegg wurde vielfach nicht mehr den Anforderungen der neuen „Single mit Kind“-Familien gerecht. Die großen Wohnungen erfüllten die Anforderungen großer Familien, die unter den ÖsterreicherInnen immer seltener zu finden waren. Zudem ist der Arbeitskräftebedarf der Stadt bzw. der Region nach wie vor enorm.

 Es waren vor allem die Volksdeutschen, später die UngarInnen und heute die Menschen aus der Türkei, die aus dem Dorf Lichtenegg einen modernen Stadtteil einer der reichsten Regionen Österreichs machten. Das ganze ging nicht ohne Anpassungsschwierigkeiten, ohne Konflikte und Vorurteile. Gerade letztere wurden und werden nahezu wortgleich bald über diese, bald über jene Gruppe von Einwanderern verbreitet. So berichtet die Donauschwäbin Vera Tichy-Nimmervoll:  

„Die Heimatvertriebenen spürten oft eine unverhohlene Geringschätzung seitens der einheimischen Bevölkerung und standen dieser skeptisch gegenüber. Die Welser Bevölkerung hatte gegenüber dem am Stadtrand liegenden Flüchtlingslager gewisse Vorurteile, denn Elend und Unsicherheit waren grausame Wirklichkeit. Ich kann mich noch gut erinnern: Wenn meine Mutter in der Stadt etwas bestellte und daher ihre Adresse bekannt geben sollte, sagte sie immer Schulstrasse 15 und nie Lager 1001. Ich vermute, es war ihr peinlich, die wahre Adresse bekannt zu geben.“[5]

Pfarr-Chronist Bertholt Simbrunner beschrieb die Ressentiments gegenüber die UngarInnen: „Häufig vernahm man in der Bevölkerung und in den Zeitungen Klagen über die Ungarnflüchtlinge. Hatte man früher nur mit Bewunderung von ihnen gesprochen, so war es plötzlich still um sie geworden. Bisweilen hörte man, sie wollen nicht arbeiten und würden nicht genügend beschäftigt, stellten zu hohe Ansprüche, seien zum Großteil überhaupt nur Abenteurer.“[6]

Trauriger Höhepunkt der ab den 1980ern von diversen Parteien und Medien hochgepuschten Fremdenfeindlichkeit war ein neonazistisch motivierter Brandanschlag auf ein Haus in der Porzellangasse 1997, bei dem ein Mazedonier zu Tode kam.

Vergleicht man die Reaktion auf Zuwanderung damals wie heute erkennt man Ähnlichkeiten bei gewissen fremdenfeindlichen Einstellungen, aber auch deutliche Unterschiede. So gab es früher weder Parteien noch Medien, die organisiert gegen die „Volksdeutschen“ hetzten. Die FPÖ bzw. ihr Vorläuferpartei VdU sah sich sogar als Partei dieser Flüchtlinge (zumindest der „deutschen Volksgenossen“). Durch die vergleichsweise rasche Einbürgerung waren die Volksdeutschen mit rund 10 % der oberösterreichischen Bevölkerung bald auch ein WählerInnenpotential, auf welches keine Partei verzichten wollte. 

Thomas Rammerstorfer 

 Artikel aus: ANTIFA-FORUM 2013


[1] Über zwei Drittel der Wohnungen in der Vogelweide verfügte die FMW

[3] Siehe auch Christoforetti, Rudi: Rieche, es ist die deutsche Faust: ein Südtiroler „Optantenjunge“ erlebt die NS-Zeit in Wels, Wien 1999

[4] Berthold Simbruner, Die Enstehung der Pfarre St. Stephan, Wels-Lichtenegg

[5] Tichy-Nimmervoll, Wir Kinder vom Lager 1001, Linz 2010

[6] Berthold Simbruner, Die Enstehung der Pfarre St. Stephan, Wels-Lichtenegg

VON HITPARADENKÖNIGEN UND MENSCHENFEINDEN

aus: ANTIFA-FORUM 2013

Gegen Nazimusik ist fast jeder – doch die Einschätzung der Graubereiche bereitet Schwierigkeiten

„Frei.Wild“ in Wels und Kufstein

Allgemeines Erstaunen bei FreundInnen und GenossInnen rief es hervor, als ich im April 2013 NICHT dazu aufrief, das geplante Konzert mit „Frei.Wild“ in Wels zu verhindern.

Geschrieben hatte ich: Allerdings halte ich ihre Distanzierung vom Neonazismus für glaubwürdig. Die Ansichten der „Frei.Wild“ sind (…) durchschnittlich (…). Ich bin keineswegs der Meinung, dass man diese Konzerte verbieten sollte. Vielmehr sollte man sie zum Anlass nehmen, den Vormarsch rechter und konservativer Ansichten gerade bei österreichischen Jugendlichen zu thematisieren und zu diskutieren.[1]

Nun kennen wir den Ausgang in Wels. Das „Frei.Wild“-Konzert wurde abgesagt. Thematisiert oder diskutiert wurde gar nichts und das fand ich schade.

Im Tiroler Kufstein ging man den anderen, wie ich meine unbequemeren, aber sinnvolleren Weg: „Frei.Wild“ durften ungestört auftreten. Zuvor gab es aber eine Reihe von Veranstaltungen, Medienberichten und viele, viele kleine Debatten in Cafes und Klassenzimmern zu den Problemen, die wir AntifaschistInnen mit vielen Textpassagen dieser Musiker haben. Ich war in dieser Zeit einige Tage in Kufstein und vom Niveau der Gespräche, auch mit AnhängerInnen der Band, überrascht. Das Ziel der antifaschistisch bewegten Menschen war auch nicht, den Fans ihre Leidenschaft für die Band ausreden zu wollen, oder sie gar pauschal in eine rechtsextremes Ecke zu stellen, sondern sie selbst zu einer kritischen Auseinandersetzung anzuregen: Mit Heimat und Nation, mit den von „Frei.Wild“ kolportierten Männlichkeits- und Identitätsbildern. Natürlich liefen die Fans nicht in Scharen zur „Gegenseite“ über, aber ich denke, es wurden viele Nachdenkprozesse in Gang gesetzt, und auch viele Vorurteile über Linke und AntifaschistInnen widerlegt oder zumindest aufgeweicht. Die wochenlangen Diskussionen haben für die Kufsteiner Jugendlichen einen wahren Politisierungsschub gebracht, wie mir eine lokale Grün-Politikerin sagte.

So sehe ich also das „Frei.Wild“-Konzert in Kufstein, dass stattgefunden hat, als größeren Erfolg für die AntifaschistInnen denn jenes in Wels, das nicht statt gefunden hat, an. Auch wenn dieser Erfolg nur schwer messbar ist.

Die „Hinichen“ in Wien

In Wien krachte es letzten Herbst ordentlich. Da war ein Auftritt der Proll-Rock-Truppe „Die Hinichen“ im honorigen, städtisch geförderten Gasometer geplant. Die „Hinichen“ erfreuen ihre Fans und verärgern alle Menschen mit Menschenverstand mit Texten wie:

„Wir mischen auf im Frauenhaus, wir peitschen die Emanzen aus, wir treiben die Lesben vor uns her, das fällt uns Kerl´s gar net schwer“

und dergleichen mehr, das ich hier gar nicht wiedergeben will, weils gar zu blöd und ekelhaft ist. Jedenfalls wird Gewalt gegen Frauen ungeniert propagiert. Dagegen protestierte vor allem der Kultursprecher der Wiener Grünen, Klaus Werner Lobo, und erreichte letzten Endes eine Absage des Konzertes. Erfreulicherweise, wie ich meine! Aber warum bin ich im Falle von „Frei.Wild“ für Toleranz und Diskussion, im Falle der „Hinichen“ für den Zensurknüppel? Der Unterschied besteht für mich darin, dass die „Hinichen“ ganz konkret Gewalt gegen eine ganz konkrete Personengruppe fordern, gegen die auch ein ganz konkretes, reales Bedrohungsszenario vorliegt. Es vergeht in Wien und anderswo vermutlich kein Tag, wo nicht eine Frau ins Kranken- oder Frauenhaus geprügelt wird und wahrscheinlich kein Monat, wo keine Frau Todesopfer männlicher Gewalt wird. Den Herren von „Frei.Wild“ kann man hingegen rechte (keine neonazistische!) Gesinnung, aber nicht einmal beim schlechtesten Willen konkrete Gewaltaufrufe gegen real Bedrohte unterstellen.   

Gangsta-Rap überall

Mit „Frei.Wild“ und ohne die „Hinichen“ kann ich mich also wohl noch argumentativ halbwegs schlüssig durchschummeln. Was tun aber mit der Flut gruppenbezogener Menschenfeindlichkeiten, Mord-, Allmachts- und Gewaltphantasien und vulgärster Sexismen, die unter dem Hip Hop, Gangsta- oder Battlerap-Label daherkommen? Bushido, Shindy, Haftbefehl, Kool Savas oder Fler[2] dominieren die Charts und füllen die Hallen. Geschlossene rechtsextreme Weltbilder kann man ihnen nicht vorwerfen, Hetze gegen einzelne (auch real bedrohte) Personengruppen wie Homosexuelle oder auch das Verbreiten antisemitischer Stereotype sehr wohl. Einzelne Konzerte abzusagen, wie in Österreich schon geschehen, oder auch den CD-Verkauf einzuschränken, wie es in Deutschland passiert, können der Verbreitung solcher Musik in Internet-Zeiten kaum mehr etwas anhaben. Auch wird diese Musik mit ihren Inhalten von tausenden Nachwuchs-Rappern reproduziert. Das noch irgendwie zu kontrollieren, können wir vergessen. Umso wichtiger ist es, sich hier der Diskussion zu stellen; zumindest einen Teil der Kids kann man vermitteln, warum man die propagierten „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeiten“ ablehnt. Eltern, LehrerInnen und JugendarbeiterInnen sind hier herausgefordert. Hip Hop ist zur Weltsprache der Marginalisierten, zum wichtigsten Medium der Verdammten dieser Erde, geworden. Manches was sie uns zu sagen haben wird uns nicht gefallen.

Trotzdem, so gefährlich musikalisch dargebotene Hasspredigten sein mögen, sollten wir die Kirche im Dorf lassen: Rassismus und Homophobie gabs auch von Eric Clapton, Guns `n` Roses oder Ted Nugent – und deren AnhängerInnen sind darob nicht allesamt Rechtsextreme oder andere Menschenfeinde geworden.

Thomas Rammerstorfer


Braune Umtriebe im Heimatgau

aus: Analyse & Kritik, Hamburg, Nr. 588, November 2013 

Objekt 21: Nazis in Österreich mit guten Kontakten nach Thüringen

Von Thomas RammerstorferJanuar 2013: Einer erstaunten Öffentlichkeit in Österreich wird mit Objekt 21 ein in seinen Dimensionen nahezu einzigartiges kriminelles Netzwerk präsentiert: Die oberösterreichische Polizei macht die Neonazigruppe für zahlreiche Straftaten wie Einbrüche, Brandanschläge, Entführung, Drogen-, Waffen- und Menschenhandel, Körperverletzungen usw. usf. verantwortlich.

Benannt ist die Gruppe nach der Anschrift ihres Anwesens im Ortsteil Windern, einem kleinen Ort zwischen Braunau und Linz. Der Nazikameradschaft mit engen Verbindungen nach Bayern und Thüringen rechnet die oberösterreichische Polizei rund 30 Mitglieder und etwa 200 Anhänger aus Österreich und Deutschland zu. Bei Razzien im Januar wurden unter anderem Sturmgewehre, Maschinenpistolen und zehn Kilogramm Sprengstoff gefunden.

Der Zerschlagung der Gruppe im Januar ging eine jahrelange Untätigkeit der Sicherheitskräfte vor. Dabei waren die Hintermänner und Aktivitäten von Objekt 21 längst bekannt. Alleine in der Tageszeitung »Österreich« erschienen seit 2010 gezählte 30 Artikel mit detaillierten Informationen, insbesondere zu den neonazistischen Verbrechen der Gruppe. Am 4. November 2013 verurteile das Landgericht Wels nun sieben Männer wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung. Doch die Mühlen der Gerechtigkeit mahlen nur langsam und schlampig.

Anfang 2010 stießen AntifaschistInnen auf das Objekt 21, eine relativ offen agierende Neonazigruppe, die im Örtchen Desselbrunn am Rande des Salzkammergutes ein Haus angemietet hatte. Ein Szeneaussteiger lieferte Beweismaterial: Fotos von mit Hakenkreuzen »verzierten« Wänden, von völkischen Liederabenden mit deutschen und österreichischen Szenebarden, Saufgelagen und dergleichen mehr. »Wir hatten die in wenigen Tagen ausrecherchiert. Aufgrund der völlig offensichtlichen NS-Wiederbetätigung dachten wir, die Sache werde vom Verfassungsschutz kurz und schmerzlos erledigt«, erzählt Roman G., ein Ebenseer Antifaaktivist. Doch es sollte anders kommen.

Erst zwei Monate nach Beginn der antifaschistischen Öffentlichkeitsarbeit erfolgte eine Hausdurchsuchung, die dann freilich wenig Verwertbares zutage förderte. Die Bezirkshauptmannschaft brauchte bis 2011, um einen von den Nazis zur Tarnung gegründeten Kulturverein zu verbieten. Angesichts der behördlichen Untätigkeit traten die »Objektler« zunehmend frecher auf und erweiterten ihre Tätigkeiten. Man stieg ins Rotlichtmilieu ein, verdiente dort als Auftragsbrandstifter und Berufsschläger. Drei Bordelle wurden übernommen, ein Versand etabliert (»NS Squad«) und Konzerte veranstaltet.Engste Beziehungen pflegte man zu Kameraden aus Thüringen. Die Gruppe war streng hierarchisch strukturiert, unumstrittener Führer Jürgen W., der auch während der Verbüßung einer 2009 verhängten Haftstrafe per Facebook und Handy die Aktivitäten koordinierte. Diverse Versuche zur Zusammenarbeit und zum Informationsaustausch vonseiten deutscher Sicherheitskräfte scheiterten am Desinteresse ihrer österreichischen KollegInnen.

Das ganze Ausmaß an behördlicher Unfähigkeit und Unwilligkeit brachte der Prozess vor dem Landgericht Wels im Herbst 2013 zutage. Zwar waren die Aktivitäten der Gruppe jahrelang bekannt, die tatsächlichen Ermittlungsergebnisse aber nur rar. Die Erhebungen liefen verspätet an, bei Hausdurchsuchungen wurde Beweismaterial übersehen, die Anklageschrift wurde wegen Formfehlern vom Landesgericht zunächst zurückgewiesen. Weder wurden Telefone abgehört noch Internetaktivitäten überwacht. Die offene Facebook-Gruppe der »Objektler« fiel niemandem auf – sie besteht bis heute.

Auch die Auswahl der Angeklagten ist nicht nachvollziehbar. Einige kleine Mitläufer landeten vor Gericht, einige Kader der Gruppe blieben unangetastet. Der gesamte Komplex wird zudem nicht im Ganzen vor die Justiz gestellt, sondern in einzelne Tatbestände filetiert. Hier wird mal eine Brandstiftung verhandelt, da ein paar Einbrüche, auch die NS-Wiederbetätigungen werden nach einem nicht nachvollziehbaren Muster aufgeteilt.

So wartet etwa der Thüringer Naziliedermacher Phillip T. in der JVA Korneuburg auf einen Prozess, der in der österreichischen Szene eine wesentliche Rolle zu spielen scheint. Ebenso wie Andreas P. aus Gotha (Thüringen), der in Linz sitzt. Das Wesentliche wurde in Wels offensichtlich übersehen – oder bewusst vertuscht: Hier operierte eine militante, neonazistische, streng hierarchisch gegliederte Bande mit besten Verbindungen in die deutsche, vor allem Thüringer rechtsterroristische Szene.

»Die Unbedarftheit, mit der die Polizei wohl jahrelang dem Treiben zugesehen hat bzw. den neonazistischen Kontext ausblendete, erinnerte schon fatal an Ermittlungspannen der bundesdeutschen Behörden in den Anfangsjahren des NSU«, so die Bundestagsabgeordnete der LINKEN Martina Renner, die nun eine parlamentarische Anfrage zu den Vorkommnissen stellt. Es bleibt abzuwarten, ob dadurch Licht ins Braune kommt.

Thomas Rammerstorfer arbeitet als freier Journalist und lebt in Oberösterreich.

Der Heimatgau

Wenige Landstriche Europas haben vom »Dritten Reich« ähnlich nachhaltig profitiert wie der »Heimatgau des Führers«, Oberösterreich. In sieben Jahren NS-Herrschaft erfuhr der damalige »Gau Oberdonau«, in erster Linie durch den rücksichtslosen Arbeitseinsatz von ZwangsarbeiterInnen, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen, einen massiven Industrialisierungs- und Modernisierungsschub. Dadurch sind Ansichten a la »Hitler hat auch viel Gutes getan« sowohl bei den Eliten als auch der Arbeiterschaft weit verbreitet und tradiert. Oberösterreich gilt als Bundesland mit dem größten Rechtsextremismusproblem.