14. 11. 2012 – „Die Kriegerin“ in Linz

Jung, weiblich,rechtsradikal

Zeit: 14.11.2012 19:00 Uhr
Ort: Linz, Moviemento, OK Platz
Filmveranstaltung mit anschließender Diskussion

Marisa, ein junger, weiblicher Neonazi fährt zwei Ausländer über den Haufen. Durch diese Tat setzt sie eine Kette von Ereignissen in Gang, die ihr Leben auf den Kopf stellen. Aus der Feindschaft wird eine vorsichtige Freundschaft mit einem der Ausländer. Marisa beginnt darum zu kämpfen, sich aus der rechten Szene zu lösen.

Zum Thema diskutieren nach dem Film:
• Willi Mernyi, Mauthausen Komitee
• Thomas Rammerstorfer,  Infoladen Wels
• LAbg. Maria Buchmayr, Die Grünen OÖ

Eintritt frei!
Eine Veranstaltung des Landtagsklubs der Grünen OÖ in Kooperation mit den Grünen Frauen OÖ

MENSCHEN.RECHTE.MUSIK.

Eine Benefizveranstaltung von SOS-Menschenrechte anlässlich des Tags der Menschenrechte mit Diskussion und anschließendem Livekonzert von TEXTA und Hinterland.

Jung, rechts und cool. Rechte Sprücheklopfer wählen und Nazirock hören. Wie kommt es, dass immer mehr junge Menschen Fremdenfeindlichkeit als „in“ ansehen? Wie hängen Musikgeschmack und politische Einstellung zusammen? Und wie können wir die Tendenzen eines bröckelnden Demokratiebewusstseins und die Zunahme von rechtsextremen Handlungen verstehen, einschätzen und umkehren?
Ein Abend mit VertreterInnen aus Jugend, Bildung und Politik, Rappern aus Linz und dem Mühlviertel. Ein Event mit Diskussion und Hiphop, Input und Output, über rechte Menschen und für Menschenrechte. Eine Benefizveranstaltung für SOS-Menschenrechte und Euch.
Wann: Montag, 12. Dezember 2011, Beginn 19 Uhr, Einlass 18 Uhr
Wo: Theater Phönix, Wiener Straße 25, 4020 Linz

Diskussion mit:
HR Mag. Reinhard Anreiter (Landesjugendreferat OÖ)
Christa Bauer (Mauthausen Komitee Österreich)
Fiona Kaiser (SJ-Landesvorsitzende)
Fatih Özköseoglu (Streetworker Verein I.S.I., Schärding)
Thomas Rammerstorfer (www.brauntoene.at)
Harald „Huckey“ Renner (TEXTA)
Anschließend Konzert von TEXTA und Hinterland.

Internationales Buffet: Zubereitet von BewohnerInnen des Flüchtlingswohnheims Rudolfstraße/Linz von SOS-Menschenrechte

Kartenpreise: EUR 19,- Normalpreis; EUR 16,- für Mitglieder SOS-Menschenrechte; EUR 11,- ermäßigte Karten.

Begrenztes Platzangebot, Reservierung und Vorverkauf bei Theater Phönix, www.theater-phoenix.at, 0732/666 500. Freie Platzwahl, Kartenabholung bis 18.30 Uhr am Veranstaltungstag.

Mit Unterstützung von Verein I.S.I., Land Oberösterreich, Stadt Linz, VKB-Bank, OÖ. Versicherung, Heidlmair Kommunikationsdesign, Direkta Druckerei, OÖN, FM4, Life Radio und Radio Fro.

Vortrags-Angebot: „Oberösterreich ganz rechts“

Oberösterreich ganz Rechts

Kaum ein Monat vergeht, ohne dass es die rechtsextreme Szene Oberösterreichs in die Schlagzeilen schaffen würde. Aufsehen erregende Fälle wie die Störaktion beim ehemaligen KZ Ebensee 2009 oder der Freispruch für den „Bund Freier Jugend“ im Jahr zuvor sind aber nur die sichtbare Spitze eines braunen Eisbergs, dessen verborgener Kiel tief in der Geschichte wurzelt. Das Referat versucht die historischen Wurzeln der speziellen Situation Oberösterreichs offen zu legen und einen aktuellen Überblick über rechtsextreme Tendenzen dort zu schaffen.

Kontakt: Thomas Rammerstorfer

Vortrags-Angebot: „Let’s talk about Nazis“

Fakten statt Vorurteile – Argumente gegen Hetze
Ein neuer Vortrag für Jugendliche, der ursprünglich für eine Lehrlingsversammlung der Gewerkschaftsjugend zusammengestellt wurde, bestehend aus 2 Teilen:

1. Was ist Rechtsextremismus? Begriffserklärung und Geschichte.
2. Migration und Integration. Fakten zur Migrationsgeschichte Österreichs und zur aktuellen Situation.

Dauer ca. eine Stunde, Anfragen an thomas.rammerstorfer@gmx.at

26. September 2011 – Nation/Nationalismus und Integration

Ziel dieser Veranstaltung ist es, die Bedingungen zu erörtern, in denen „Integration“ überhaupt stattfinden kann. Wo stehen Nationalismen – sowohl der österreichischen Gesellschaft als auch der Zuwanderergesellschaften – einer Integration im Wege?

Darüber diskutieren ExpertInnen unter verschiedenen Gesichtspunkten: Vedran Džihic (Bosnisch-österreichischer Politikwissenschafter, Johns Hopkins University, Washington D.C.)

Stefanie Mayer (Institut für Höhere Studien, Wien)

Thomas Rammerstorfer (LeEZA, Liga für emanzipatorische Entwicklungszusammenarbeit)

Moderation: Thomas Schmidinger (Politikwissenschafter, Universität Wien)

Mo, 26. September 2011, 18:00 Sitzungssaal des Rathauses, Hauptplatz 39, Korneuburg

BRAUNTÖNE 2.0: JAMMERN FÜR DEUTSCHLAND

von Thomas Rammerstorfer

Die Neue Deutsche Härte und das Neue Deutsche Selbstmitleid: Sacha Korn und Dee Ex sind die Shooting Stars des Rechtspop.

 Das Rezept ist einfach, die Rezeptur wurde Ende der 80er von den „Boehsen Onkelz“ erfunden und gilt als unübertroffen: 1. Man tut alles, um für einen Nazi gehalten zu werden. 2. Wenn einen dann wer einen Nazi nennt, schreit man auf: Hilfe, ich werde verfolgt! Antifa, die jüdische Weltverschwörung, das Finanzkapital, die Musikindustrie und womöglich noch der Osterhase wollen mich vernichten. Ich bin Märtyrer für Deutschland. Kauft meine Platten und kommt zu meinen Konzerten.

 Boehse Onkelz: Deutschlands erste Ich-AG

 Seit Jahren sind Selbstsucht und Selbstmitleid zentrale Themen nicht nur offen rechter Popmusik. Hits wie „Es ist geil ein Arschloch zu sein“[1] und Werbeparolen wie „Geiz ist geil!“ sprechen eine deutliche Sprache. Die wichtigsten Textlieferanten für das „Jeder gegen Jeden“- Prinzip waren die Boehsen Onkelz, deren Erfolgsjahre 1990 – 2005 mit der Blütezeit des Neoliberalismus zusammenfielen. „Ich bin wie ich bin“, „Ich mache was ich will“ oder schlicht „Ich“ betitelten sie ihre Stücke, während das „wir“ meist nur in Form eines betrunkenen Mobs zum Vorschein wurde. Die Ideologie der Onkelz steht so dem Neoliberalismus deutlich näher als dem Neonazismus. Gemeingefährlichen Egoismus lebten sie auch privat konsequent aus: Sänger Kevin Russell verbüßt gerade eine Haftstraße wegen Fahrerflucht, weil er zwei von ihm bei einem Autounfall schwer Verletzte in Stich gelassen hatte. Nichtsdestotrotz: Auch Jahre nach ihrer Auflösung 2005 sind die Onkelz die vermutlich einflussreichste Band Deutschlands, zahlreiche Cover-Bands wandeln auf ihren Spuren, Theaterstücke und Bücher beleuchten ihre Karriere. Den Erfolgszug des Deutschrock-Genres, von Bands wie Rammstein, Unheilig, Subway To Sally, Frei.Wild oder Haudegen, aber auch der rechtsextremen Rockmusik wurde durch BO der Weg geebnet. In der rechtsextremen Szene sind sie trotz aller Distanzierungen weiterhin Kult: Bei weitem nicht jeder Onkelz-Fan ist ein Nazi, aber nahezu jeder Nazi ist Fan der Truppe, die sich selbst als „Gehasst, Verdammt, Vergöttert“[2] sieht.

 Korn Ex

 „Warum hasst mich die ganze Welt?“[3] fragt sich auch die Berliner Rechts-Rapperin Dee Ex. Die Antwort kennt sie: Nicht ihre dünnstimmigen Raps sind der Grund, nein: Sie liebt Deutschland.

Dee Ex ist ein Kind unserer Zeit. Die neoliberale Ellbogengesellschaft produziert jede Menge VerliererInnen. Diese Masse scheint sich nach Belieben von Medien, MusikerInnen und rechten Parteien gegeneinander aufhetzen und ausspielen zu lassen. Fleißig darf sie an ihren eignen Untergangsmelodien mitbasteln: do it yourself. Das von Oben diktierte Gegeneinander ist zum scheinbar natürlichen Wunsch geworden.

Sacha Korn wiederum, ebenfalls aus Berlin, wird von der Welt nicht nur gehasst, sondern gar aus ihr verbannt, zumindest seinem trübsinnigen Gesinge zu Folge: „Warum werd ich dann verbannt, wenn ich sage: Ich liebe dieses Land?“[4], fragt er sich. Gut 15 Jahre lang versuchte Korn mit einer wenig originellen Mischung aus Eurodance, Rap und Rock im Stil des russischen Duos T.A.T.U. sein Publikum zu finden, was ihm nur in bescheidenem Ausmaß gelang. Schließlich näherte er sich mehr und mehr der  rechten Szene an, die ihn begeistert in ihrer Mitte aufnahm. Lieber der strahlende Stern der Fascho-Szene als weiterhin nur ein Glühwürmchen internationalen Popbiz, scheint er sich gesagt zu haben.

 Sacha Korn und Dee Ex wissen auch: Ihre Karrieren scheitern nicht an mangelndem Talent oder Fleiß, nein, einflussreiche Kreise (die jüdische Weltverschwörung?) beherrschen die Musikindustrie, und deshalb haben aufrechte PatriotInnen dort keine Chance. Dabei sind die Texte der ProtagonistInnen des Neuen Deutschen Selbsmitleids keinesweg radikal, im Gegenteil. Nationaler Egoismus a la Angela Merkel wird als Heilsrezept angepriesen. Persönliche Kränkungen und Misserfolge werden mit einer angeblichen Unterdrückung Deutschlands zusammengedacht, das Ergebnis ist mal hochgradig paranoid, mal geradezu rührend spießbürgerlich. Die Nöte des Mittelstands, der sein sorgsam Erspartes in Krisenzeiten in Gefahr wähnt, sind etwa Thema bei Korn: „Heute heißt die erste Pflicht, unser Geld das kriegt ihr nicht!“[5] ist sein Rat. Am besten im Garten vergraben.

 Unternehmer und Millionäre gegen den Kapitalismus

 Die Anti-Kapitalismus-Rebellen-Pos(s)e findet gerade unter den Verdammten dieser Erde nicht wenige AnhängerInnen. Nicht der Kapitalismus selbst sei ein Übel, an dem viele mitwirken (Korn selbst ist im Zivilberuf Unternehmer), sondern nur vereinzelte böse Kapitalisten, so die Botschaft. Die heißen bei Dee Ex Rothschild und Rockefeller, vielleicht auch noch Zuckerberg; Hauptsache irgendwie jüdisch. Ein Prinzip, dass uns bereits in früher Kindheit anhand der Comic-Beispiele von Mr. Krabbs, Dagobert Duck und Montgomery Burns vermittelt wird: Bilder, die haften bleiben.

 Auch der ehemalige Schlagzeuger der Onkelz, Peter Schorovsky, hat ein neues Betätigungsfeld gefunden. Musikalisch nur mehr geringfügig beschäftigt und ebensowenig erfolgreich, schreibt er nun an gegen die „Hochfinanz“: „Deutschland und Europa wird von der westlichen Hochfinanz verarscht“ (sic), schreibt er, denn „Die Strategen der Hochfinanz agieren stets bis zur Schmerzgrenze“, und „Was früher die Kirche war, ist heute die Hochfinanz“, aber Obacht, denn „Die Hochfinanz schafft alles zur Seite, was ihr in den Weg kommt“[6]. Das Leben ist also schwer, so umgeben von lauter Hochfinanzlern, meint selbst der Plattenmillionär.

 


[1] Von „Markus“

[2] Songtitel der Boehsen Onkelz

[3] Titel „Deutschland, mein Heimatland“

[4] Titel „Mein Land“

[5] Titel „Unsere Kraft“

[6] Kolumne „Europa“ vom 31. 7. 2011, siehe http://www.sinfin-rox.de/j2ee/Kolumne/index.jsp