Mehrere Großveranstaltungen der „Grauen Wölfe“ in Österreich

Für die kommenden Tage haben die rechtsextremen „Grauen Wölfe“ gleich 3 Veranstaltungen angekündigt: Linz, Wien und Hohenems sollen die Schauplätze sein

Am 23. Dezember 2017 geht es in Linz los. Mit Cafer Altun, Atilla Yilmaz und Ozan Manas haben sich Topstars der völkisch-nationalistischen türkischen Musikszene angekündigt. In Linz ist man vorsichtig: Nachdem die „Grauen Wölfe“ immer wieder in die Kritik geraten sind und ihnen Mietverträge von Hallen gekündigt wurden, wird auf den Plakaten nur eine Telefonnummer und kein Ort angegeben. Die Nummer führt zu Abdurrahman A.`s Firma „Vizyon Türk“, die Kinoabende in türkischer Sprache im „Hollywood Megaplex“ in Pasching veranstaltet. Diess sind meist unpolitischen Charakters, Abdurrahman A. ist das keineswegs. Er ist Funktionär des Linzer „Graue Wölfe“-Vereins „Avrasya“ und wurde letztes Jahr bundesweit bekannt, nachdem er sich mit dem faschistischen Wolfsgruß in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen ablichten hatte lassen. Avrasya bzw. der Dachverband der „Avusturya Türk Federasyon“ fungieren als Veranstalter.

Am 25. Dezember treten die drei Barden im Wiener Zentrum der „Grauen Wölfe“ auf, am 26. Dezember in der Tennishalle Hohenems. Zu den Hauptacts gesellen sich weitere KünstlerInnen aus einschlägigen Umfeld, dazu gibt es Redebeiträge und Schulungen. Auf den Werbeplakat für Hohenems ist die AKP-nahe „Neue Bewegung Zukunft“ als Plakatsponsor zu sehen. Des weiteren befindet sich das Logo der AK Vorarlberg auf den Plakat. Ob und wie viel Geld von der AK, in deren Vorarlberger Landesorganisation die ÖVP-nahe Liste des ÖAAB/FCG die absolute Mehrheit hält, an die „Grauen Wölfe“ geflossen ist, ist nicht bekannt.

(Screenshot: facebook-Seite Cafer Altun)

3. 11. 2017: „Die extremistische Herausforderung“ in Wien

Preview/Rahmenprogramm/Vortrag Klezmore-Festival

Die extremistische Herausforderung
THOMAS RAMMERSTORFER (AT)

Rammerstorfer ist freier Journalist; er schreibt und referiert zu den Schwerpunktthemen Extremismus und Jugendkulturen.
In seinem Vortrag gibt er einen Überblick über die vielfältigen extremistischen Herausforderungen unserer Tage, speziell auch über deren Erscheinungsformen in Wien.

ZENTRUM IM WERD
1020 Wien, Im Werd 6 (beim Karmelitermarkt)
+43/699/1270 8645 www.zentrumimwerd

3. 11. 2017 um 19 Uhr

Eintritt frei – mit Ihren Spenden werden Geflohene und Schutzsuchende unterstützt

Mit freundlicher Unterstützung des Zukunftsfonds und der OKAY-Märkte

Festival-Info:
www.klezmore-vienna.at

Comeback der Heiligen Dreifaltigkeit – zur Wahl in Österreich 2017.

Unter einer „Heiligen Dreifaltigkeit“ versteht man in Österreich die Teilung des Landes in ein sozialdemokratisches, ein christlich-soziales und ein deutschnationales Lager, das mit SPÖ, ÖVP und FPÖ seine Entsprechungen in der Parteienlandschaft findet. Bemerkenswert ist, dass diese Lager auch unter Verlust ihrer wesentlichen ideologischen und organisatorischen Bezüge Bestand zu haben scheinen: Weder hat die SPÖ noch eine ArbeiterInnenbewegung hinter sich, noch die ÖVP eine christliche Weltanschauung oder gar die Kirche. Und die FPÖ pflegt nach Innen ihre ewiggestrige Tradition, weiß aber auch genau, dass man mit Deutschtümelei keine Wahlen gewinnen kann.
Diese „Heilige Dreifaltigkeit“ war auch die Siegerin des vergangenen Sonntages. Die ÖVP schaffte den ersten Platz. Obwohl seit Jahrzehnten an der Regierung beteiligt, mit einem Spitzenkandidaten ohne auch nur der geringsten relevanten Leistungsbilanz (Kurz gehört seit 2013 der Regierung an), gelang es der Partei innerhalb weniger Wochen, eine gänzlich neue Erzählung von sich zu etablieren. In Sachen Marketing eine Meisterleistung, die ihresgleichen sucht, und in jüngerer Vergangenheit vielleicht nur mehr bei Trump oder Macron findet. Die inhaltliche Hinwendung zum Rechtspopulismus wurde von der nach wie vor breiten Basis der Partei ebenso schweigend zur Kenntnis genommen wie das Wechseln der Parteifarbe von schwarz zu türkis. Kurz war der letzte Ausweg für die Partei, aus einer verzweifelten Lage, in der er sie nicht zuletzt selbst gebracht hatte. Ein Beitrag zum Erfolg war perfektes „Mikrotargeting“. JedeR potentielle WählerIn bekam ihre Erzählung und passende Identifikationsfigur serviert: Von der querschnittgelähmten Ex-Sportlerin zum türkisch-stämmigen „Islam-Kritiker“, man hatte alles für jeden parat, und unter gnadenloser Umgehung altgedienter VP-VeteranInnen weit vorne lanciert.
Die SPÖ schaffte die Sensation, trotz eines haarsträubenden Wahlkampfes, stabil zu bleiben. An sich die größte Überraschung des Wahltages. Kanzler Kern konnte die Erodierung der Sozialdemokratie bei ihrem ehemals traditionellen Klientel, den ArbeiterInnen und PensionistInnen, wettmachen, indem er die StammwählerInnenschaft der Grünen zu sich ziehen konnte. Das junge, urbane, gebildete Österreich wählte erstmals seit langem wieder die SPÖ. Man ließ sich dabei weder von der inhaltlichen Beliebigkeit der Partei, noch von Kerns Flirt mit türkisch-stämmigen Rechtsextremen oder deren noch heimischerer Geistesbrüder irritieren. Kern ist rhetorisch brilliant und schaffte es, sich auch aus der so genannten „Silberstein-Affäre“ (es ging um SP-finanzierte Fake-News-Seiten mit antisemitischen bzw. rassistischen Inhalt) mit Unschuldsmiene zu ziehen. Für die deutschen LeserInnen sei hier angemerkt, dass in der österreichischen politischen Kultur Korruption und dergleichen in der Regel keinen Rücktrittsgrund darstellen. Auch Stimmen scheint es nicht zu kosten. Da heißt es eher: „Den haben sie halt erwischt, machen tun das doch eh alle.“ Hinzu kam die Erzählung, Kern könne einen Kanzler Strache, ja überhaupt einen Rechtsruck verhindern, wenn er nur als stärkster aus dem Hahnenkampf der drei Alphamännchen hervorgeht. Dass er als erster SP-Vorsitzender seit den 1980ern eine Koalition mit der FPÖ nicht ausschließt, ist zwar Tat-, wurde aber auch Nebensache.
Den Grünen klebte die Seuche auf den Fuß. Nur Wochen nach dem größten Triumph, des Sieges von Alexander van der Bellen bei der Wahl zum Bundespräsidenten, begann Murphys Gesetz gnadenlos zuzuschlagen. Einer obskuren Clique aus der Parteijugend gelang unter dem Gejohle des Boulevards, aber auch vieler „Links-Intellektueller“ (intellektuell im österreichischem Maßstab) die Demontage der Vorsitzenden Eva Glawischnig, trotz dem diese nahezu ausschließlich Erfolge vorzuweisen hatte. Der Grün-Abgeordnete Peter Pilz, Hero der nicht-rechtsextremen Wutbürger, nutzte die Ungunst der Stunde zu seinem eignen Abgang und Neubeginn als Führer und Programm seiner eigenen Liste. Massive Unterstützung erhielt er von der nach wie vor mit Abstand relevantesten Zeitung des Landes, der „Kronen-Zeitung“. „Krone“ und Co. leben nicht zuletzt von ausufernden staatliche Zuwendungen (Presseförderung und Inserate), welche bislang nur die Grünen kritisierten und einzudämmen versucht haben. Dementsprechend hatte der Boulevard ein nachgerade vitales Interesse, dieser Partei zu schaden, und ging diesem leidenschaftlich nach. Die Grünen stolperten dann, ohne noch groß ein Thema setzen zu können, mit anständigen, wohl aber medial schwer vermarktbaren, KandidatInnen. durch den Wahlkampf ins Desaster. Dem Kleinkrieg, den die in den (sozialen) Medien sehr präsenten „rechten“ wie „linken“ AbspalterInnen gegen die Partei führten, stand man ohnmächtig, sprachlos, manchmal wie gelähmt, gegenüber. Das Narrativ von bösen, intoleranten Grünen, die selbst ihr besten Kräfte vertreiben, war so dermaßen präsent, dass gar manche Grüne es glaub(t)en.
Dieser Wahlkampf verlief für hiesige Verhältnisse weitgehend und überraschend zivilisiert. Vielleicht sogar weil er weitgehend inhaltsleer war. Selbst renommierte JournalistInnen tobten sich bevorzugt zur Rhetorik oder Optik der SpitzenkandidatInnen aus, Inhalte der Wahlwerbenden waren Nebensache. Der Wahlkampf war sich selbst das liebste und beherrschende Thema. ÖVP, SPÖ und FPÖ waren sich maximal uneinig, wie den Migration am besten zu stoppen wäre, nicht aber, dass dies die vorrangigste Aufgabe einer künftigen Regierung zu sein habe. Sonstige Themen, Arbeit, Sicherheit und Bildung, tauchten in erster Linie bis ausschließlich im Kontext zur „Migrationsfrage“ auf. Der Wettlauf, wer sich denn nun weiter vom „Islam“ distanziert, trieb skurrilste Blüten: Etwas hob sich Kanzler Kern seinen (im Vorfeld natürlich auch geheim gehaltenen) Besuch bei rechtsextremen türkisch-stämmigen Vereinen bzw. AKP-FunktionärInnen für den allerletzten Abend vor der Wahl auf, also zu knapp, um ihn noch irgendwie kritisch zu würdigen. Zwecke heiligen selbst die schäbigsten Mittel.
Was bleibt ist ein Parlament ohne organisierte Linke. Ob SPÖ, die Liste Pilz oder die NEOS (die inhaltlich in etwa der FDP entsprechen), einer sich abzeichnenden schwarz-blauen Regierung, einer Orbanisierung des Landes, etwas entgegensetzen wollen und können, bleibt abzuwarten und vage Hoffnung.

Thomas Rammerstorfer

24. 9. 2017 in Lustenau: Wer enthemmte Gregor S.? Der Amoklauf von Nenzing im Kontext

Diskussion mit Uta Bachmann (Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, angefragt), Arno Dalpra (Täterberatung ifS) und Thomas Rammerstorfer (Journalist und Extremismusexperte)

Moderation: Jutta Berger (Der Standard)

Ein Rahmenprogrammpunkt im Zuge der Ausstellung „ANSCHLÜSSE“ von Sarah Schlatter und Jakob Weingartner siehe hier.

Sonntag, 24. September, 11 Uhr

Galerie Hollenstein –
Kunstraum und Sammlung

Pontenstraße 20
6890 Lustenau

18. 9. 2017: Stille Machtergreifung. Hofer, Strache und die Burschenschaften

Buchpräsentation mit Hans Henning Scharsach

Norbert Hofers Präsidentschaftswahlkampf war ein Lehrstück einer von Burschenschaften konzipierten populistischen Kampagne. Mit eisernem Lächeln täuschte er erfolgreich über die von ihm vertretenen rechtsextremen Standpunkte hinweg. Doch das ist nur die Speerspitze einer Entwicklung, die fast unbemerkt von der österreichischen Öffentlichkeit vor sich geht: Ein kleiner, verschworener Kreis hat die FPÖ in Besitz genommen, zentrale Funktionen in Bundespartei, Parlament und Landesverbänden sind fest in den Händen von Burschenschaftern.

Hans-Henning Scharsach untersucht die engen Verflechtungen Norbert Hofers, Heinz-Christian Straches und ihrer Weggefährten mit den Burschenschaften. Seine akribische Recherche taucht tief in deren antisemitische und nationalsozialistisch geprägte Geschichte ein. Er analysiert ihr politisches Instrumentarium, das sich mit Hasskampagnen und systematischer Verbreitung von Unwahrheiten über alle Regeln der Fairness hinwegsetzt. Anhand belegbarer Zahlen, Daten und Fakten zeigt Scharsach auf, was Österreich droht, wenn deutschnationale, schlagende Burschenschafter an die Macht kämen.

Montag, 18. September 2017, 18.45

im FREIRAUM, Altstadt 8, 4600 Wels

Moderation: Thomas Rammerstorfer

Eine Veranstaltung der Welser Initiative gegen Faschismus

15. 9. 2017: Berivan Aslan zur Menschenrechtssituation in der Türkei

Freitag, 15. September 2017 um 18:00
Mesopotamischer Kulturverein Wels, Traungasse 16

Die Menschenrechtssituation in der Türkei hat sich in den letzten Jahren rapide verschlechtert. Im ganzen Land werden kritische JournalistInnen, GewerkschafterInnen und FrauenrechtlerInnen verfolgt und inhaftiert. Im Südosten tobt ein kaum verhüllter Krieg gegen die kurdische Bevölkerungsgruppe. Über die aktuelle Situation berichtet Menschen- und Frauenrechtsexpertin Berivan Aslan. Sie ist seit 2013 Nationalratsabgeordnete der Grünen und ausgewiesene Kennerin der Region.

siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Aygül_Berîvan_Aslan

Moderation: Thomas Rammerstorfer

Eintritt frei – es gibt ein Buffet – Spenden an den Mesopotamischen Kulturverein erbeten

Eine gemeinsame Veranstaltung des Mesopotamischen Kulturvereins und der Welser Grünen

Salafismus in Wels

Jüngst wurde von FPÖ und ÖVP eine Debatte um zwei mutmaßlich salafistische Vereine in Wels losgetreten. Doch, obwohl beide diese Vereine seit Jahren in Wels aktiv sind, scheinen den Welser Stadtvorderen nur wenige Fakten bekannt zu sein, viel mehr ergeht man sich in Spekulationen.
ES WIRD ZEIT, SICH MIT DEN TATSACHEN ZU BESCHÄFTIGEN, DIE ZU DEN BEIDEN VEREINEN BEKANNT SIND.

SALAFISMUS

Der Salafismus strebt eine Rückbesinnung auf die Gemeinschaft der „Altvorderen“ (al Salaf), der ersten Gemeinschaften um den Propheten Mohammed, an. Man unterscheidet drei Hauptströmungen: Den puristischen Salafismus, den politischen Salafismus und den militanten, „djihadistischen“ Salafismus.

Salafismus ist also nicht gleichbedeutend mit Terrorismus. Nur ein kleiner Teil dieses Spektrums befürwortet Gewalt, ein noch kleinerer übt sie auch aus. Nichtsdestotrotz ist die ultrakonservative Strömung im Islam aus vielfacher Hinsicht problematisch: Wegen ihres Frauenbildes, ihrer Homophobie, der mangelnden Befürwortung einer Trennung von Religion und Staat[1].

Präsenz zeigten Salafisten in den letzten Jahren vor allem durch die „Street Dawa“ („Straßenmissionierung“) mit den berühmten Koran-Verteil-Aktionen. Solche Aktivitäten gab es auch in Wels, zuletzt 2014[2].

WELS: SAHWA, RINIA ISLAME WELS UND MARKAZ

In Wels existieren die Vereine SAHWA und MARKAZ. Dass die beiden jegliche Zusammenarbeit mit Behörden verweigern, wie behauptet wird, kann so nicht nachvollzogen werden; zumindest sind beide ordnungsgemäß im Vereinsregister eingetragen und somit eigene Rechtspersonen. Und das nicht erst seit gestern: SAHWA (arabisch für „Erwachen“) ist seit 2007 offiziell gemeldet, MARKAZ (arabisch für „Zentrum“) seit 2010. Dementsprechend sind die Namen der Funktionäre auch bekannt und für jeden ersichtlich.

Konspiratives Verhalten kann man SAHWA ebenso nicht vorwerfen. Man betreibt zwei Facebook-Seiten, die frei einsichtlich sind, und wo in bosnischer und deutscher Sprache über Aktivitäten informiert wird. Von verschiedenen Predigten gibt es Youtube-Videos. Neben den Predigten des heimischen Imam, der gleichzeitig Vereinsobmann ist, kam es auch immer wieder zu Besuchen von „Szenegrößen“ des politischen Salafismus wie Pierre Vogel oder Muhamed Ciftci alias Abu Anas. Die meisten SAHWA-Moscheegänger haben bosnischen Migrationshintergrund.

Quasi die albanisch-sprachige Sektion von SAHWA stellt die RINIA ISLAME WELS (albanisch für „Islamische Jugend Wels“) da. Diese Gruppe existiert zumindest seit 2015, steht wie SAHWA unter dem Einfluss saudi-arabischer Prediger und scheint durchaus eigenständige Aktivitäten in den Räumlichkeiten von SAHWA zu entfalten. RINIA ISLAME WELS betreibt eine eigene Facebook-Seite (meist in albanischer Sprache) sowie einen eignen Youtube-Channel. Dort findet man (auf deutsch) eine Reihe von Predigten des Muhamed Ciftci alias Abu Anas. Einen besonderen Stellenwert scheint auch der Imam der Linzer albanischen Glaubensgemeinschaft BUJARIA, Omer Berisha, (www.omerberisha.com) zu haben. BUJARIA ist Mitglied der offiziellen „Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich“ und nicht dem salafistischen Spektrum zuzuordnen. In den Räumlichkeiten von SAHWA scheinen also sowohl VertreterInnen des gemäßigten „puristischen“ salafistischen Spektrums als auch des konservativen „Mainstream“-Islams zu lehren.

Schwieriger ist die Einschätzung von MARKAZ. Der Verein wurde 2014 mit dem Kauf der ehemaligen „Billa“-Filiale in Lichtenegg einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Zuvor hatte man sich schon jahrelang in der Fabrikstraße getroffen, wo sich auch heute noch der offizielle Sitz laut dem Vereinsregisterauszug befindet. Das Lokal in Lichtenegg gehört dem „Hodscha“ („Lehrer“) Esref K., es liegt dort aber anscheinend keine Betriebsgenehmigung vor. Versuche es umzubauen oder zu verkaufen scheiterten bislang. Mehrheitlich haben die Aktiven türkischen Migrationshintergrund, was eher ungewöhnlich ist, da der Salafismus in der Türkei nur wenig verbreitet ist. Aktivitäten von MARKAZ sind derzeit kaum nachzuvollziehen. Auf dem eigenen youtube-Channel sind nur vier ältere Videos zu finden. Eines zeigt einen Besuch des erzreaktionären türkischen Hodschas Abdulmetin Balkanlıoğlu in Wels. Ideologisch dürfte MARKAZ zur Tablighi Jamaat-Bewegung („Gemeinschaft der Verkündigung“) zuzuordnen sein. Das ist eine bereits seit den 1920ern existierende Frömmigkeitsbewegung, oft auch „Deobandis“ genannt. Aus der Deobandi-Schule gingen auch die afghanischen Taliban hervor. „Die Tablighi Jamaat kam in den vergangenen Jahren zunehmend in den Focus der Terrorismusabwehr, da eine Reihe von späteren Terroristen, darunter insbesondere Konvertiten, über die Tablighi Jamaat ihren Zugang zum extremistischen Islam fanden.“ attestiert der österreichische Verfassungsschutz[3]. Aus Deutschland gibt es Berichte, dass die Tablighis versuchen Flüchtlinge für ihre Sache zu gewinnen.[4] Harmlos scheint diese Gruppe also keineswegs zu sein.

WAS TUN?

Für alle genannten Gruppen gilt: Sie stehen bereits seit Jahren unter Beobachtung des Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, ohne dass bislang irgendwelche kriminellen oder gar terroristischen Verstrickungen nachgewiesen werden konnten.

Extremismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Man kann es nicht alleine Polizei und Justiz überlassen, dieses Problem zu lösen, zumal es für diese keine Handhabe gibt, so lange keine konkreten Verdachtsmomente auf Straftaten vorliegen. Des Weiteren können Polizei und Justiz sehr gut auf Zurufe aus der Politik verzichten. Die Aufgabe der Politik ist vielmehr die Präventionsarbeit; d. h. durch Aufklärung, Sozial-, Integrations- und Bildungsarbeit solchen Tendenzen entgegenzutreten. Davon ist man in Wels leider noch weit entfernt, weswegen sich die Stadt neben ihrer „hausgemachten“ Problemkinder auch eines gewissen Zuzugs religiös- wie rechtsextremistischer Personen „erfreut“.

Quellen:

[1] https://antifawels.wordpress.com/2014/10/08/salafismus-als-massenphanomen/

[2] http://www.thomasrammerstorfer.at/2014/11/27/salafismus-und-reaktion-in-oberoesterreich/

[3] http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_Verfassungsschutz/Verfassungsschutzbericht_2006.pdf

[4] http://www.verfassungsschutz.bayern.de/ueberuns/medien/aktuelle_meldungen/bayerischer-verfassungsschutz-warnt-mit-flyer-vor-islamistischen-anwerbeversuchen-unter-fluchtlingen/